Wachsendes Depot: Die Sparrate verliert an Bedeutung

Über die Wichtigkeit einer möglichst hohen Sparquote und die Notwendigkeit von regelmäßigen Einzahlungen in das Depot; darüber hatten wir in diesem Blog bereits mehrfach geschrieben. Vor allem in den Anfangsjahren des Investierens kommt der Sparrate eine entscheidende Bedeutung zu. Zu Beginn eines Anlageprozesses kann eine hohe Sparrate das Depot schnell wachsen lassen und das Potenzial für den Zinseszinseffekt steigern. Doch mit zunehmender Depot-Größe wird der Einfluss der monatlichen Einzahlungen auf das Gesamtvermögen immer geringer.

In diesem Artikel beleuchten wir die Gründe für diesen Effekt und erklären, warum die Depotgröße irgendwann selbst zur treibenden Kraft des Vermögensaufbaus wird.

Der Anfang: Hohe Sparrate, hoher Einfluss

Zu Beginn einer jeden Investoren-Karriere ist das Depot noch klein – man beginnt gerade, sich zu disziplinieren und regelmäßig automatisiert in Aktien oder ETFs zu sparen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was die täglichen Schwankungen an den Märkten bedeuten. Aufgrund der niedrigen Depotgröße kommt den regelmäßigen Einzahlungen eine große Bedeutung zu.

Nehmen wir als Beispiel einen Anleger, der 5.000 Euro Startkapital hat und monatlich 500 Euro spart. Das Depot wächst im ersten Jahr um 6.000 Euro allein durch Einzahlungen. Bei einer angenommenen Rendite von 7 % könnte das Depot somit nach einem Jahr etwa 11.350 Euro umfassen – der Großteil des Zuwachses entfällt auf die Einzahlungen, nicht auf die damit erwirtschaftete Rendite. In zweiten Jahr kommt der Depotwert zu ca. 44 % rein aus den Einzahlungen.

In dieser Phase hat die Sparrate einen erheblichen Einfluss auf das Depotwachstum, da die Renditen auf das geringe Kapital noch relativ gering sind. Je mehr Geld in das Depot fließt, desto schneller wächst das Kapital und desto stärker wirkt der Zinseszinseffekt, der langfristig entscheidend für den Vermögensaufbau ist.

Wachsende Depotgröße: Abnehmende Bedeutung der Sparrate

Mit den Jahren und einer positiven Rendite wächst das Depotvermögen immer schneller. Die Erträge aus den bereits investierten Mitteln übersteigen irgendwann die monatlichen Einzahlungen. In unserem Beispiel könnte das Depot nach zehn Jahren bereits etwa 94.000 Euro umfassen, wobei die Einzahlungen „nur“ 60.000 Euro ausmachen. Die restlichen 34.000 Euro stammen aus den erwirtschafteten Renditen.

Mit zunehmender Depotgröße trägt die Sparrate immer weniger zum Gesamtvermögen bei. In einem Depot mit einem Volumen von beispielsweise 100.000 Euro machen monatliche Einzahlungen von 500 Euro nur noch 0,5 % des Gesamtwerts aus. Die jährliche Rendite von 7 % auf das Depot ist mit 7.000 Euro bereits wesentlich höher als die jährlich eingezahlten 6.000 Euro. Die Rendite des investierten Kapitals übertrifft die Sparrate erheblich.

Der Zinseszinseffekt übernimmt die Führung

Mit steigender Depotgröße wird der Zinseszinseffekt immer mehr zur Haupttriebfeder. Er sorgt dafür, dass nicht nur das ursprüngliche Kapital, sondern auch die bereits erzielten Renditen verzinst werden. In der Theorie führt dies dazu, dass das Kapital langfristig exponentiell wächst. Je höher das Depotvolumen, desto größer sind die jährlichen Renditebeträge und desto weniger fallen die monatlichen Einzahlungen ins Gewicht.

Wer es schafft, Monat für Monat 300 Euro anzulegen, der hat bei den historischen Renditen eines globalen Aktien-ETFs wie dem MSCI World nach ca. 15 Jahren die magische Grenze von 100.000 Euro in seinem Depot überschritten. Wer sich auf diesem Erfolg nicht ausruht, weiter seine 300 Euro monatlich in den Markt pumpt und zudem für seine bisherigen Ersparnisse durchschnittlich 7 % pro Jahr einstreicht, braucht für die nächsten 100.000 Euro nur noch halb so lang – nämlich rund sieben Jahre. Um auf ein Depotvolumen von 300.000 Euro zu kommen und damit auf die nächsten 100.000 Euro zu kommen, braucht man dann nur noch etwas mehr als vier Jahre – sofern man an seinem bisherigen Vorgehen nichts verändert.

Nach nicht ganz 32 Jahren und damit einer realistischen Zeit, die ein jeder Arbeitnehmer bis zu seiner Rente im Arbeitsleben verbringt, hätte man schließlich eine halbe Million Euro erreicht und damit ein gutes Polster, um zumindest die Rentenlücke auszugleichen oder ein sorgenfreies Leben im Alter führen zu können.

Wann ist die Sparrate vernachlässigbar?

Die Frage, ab wann die Sparrate kaum noch Einfluss auf das Gesamtvermögen hat, hängt von individuellen Faktoren wie dem Anlagebetrag, der Sparrate und der Rendite ab. In der Regel lässt sich sagen, dass ab einem Depotvolumen von 100.000 Euro der Einfluss der Rendite auf das Wachstum überwiegt. Je größer das Depot wird, desto weniger bedeutend werden die regelmäßigen Einzahlungen, da das bestehende Kapital zunehmend mehr Rendite erwirtschaftet, als der Anleger durch Einzahlungen hinzugeben kann.

Das ist auch der Grund, weswegen wir die 100.000 Euro Vermögen als wichtig erachten und jedem empfehlen, dieser Summe bereits im Alter von 30 Jahren möglichst nahe zu kommen. Man kann es dann entspannter angehen.

Was die Sparrate für Anleger bedeutet

Dieses Wissen hat einige praktische Implikationen für Anleger:

Früh sparen zahlt sich aus: Da die Sparrate zu Beginn am stärksten ins Gewicht fällt, ist es vorteilhaft, möglichst früh mit regelmäßigen Einzahlungen zu beginnen, um vom Zinseszinseffekt profitieren zu können.

Sparrate anpassen: Mit steigendem Depotwert können Anleger darüber nachdenken, die Sparrate zu reduzieren, um das verfügbare Einkommen anderweitig zu nutzen oder in andere Anlageklassen zu investieren. Man hat bereits einen guten Kapitalstock, der für einen arbeitet.

Laufende Optimierung: Ein größerer Einfluss liegt langfristig auf der Optimierung des bestehenden Depots, z. B. durch eine bessere Diversifikation oder eine günstige Kostenstruktur. Auch eine kontinuierliche Optimierung der Anlagestrategie kann das Depotwachstum unterstützen und ist oft wichtiger, als die Sparrate stetig zu erhöhen.

Ruhestand und Entnahmephase planen: Ein höheres Depot führt oft zu mehr Flexibilität im Ruhestand, da es auf eigenen Füßen steht und nicht mehr auf regelmäßige Einzahlungen angewiesen ist. Anleger können daher für die Entnahmephase von einer stabilen Rendite ausgehen.

Fazit

Die monatliche Sparrate hat insbesondere zu Beginn der Investitionsphase einen erheblichen Einfluss auf das Depotwachstum. Doch je größer das Depotvolumen wird, desto mehr übernehmen die Erträge und der Zinseszinseffekt die Führungsrolle. Die Sparrate verliert mit wachsendem Kapitalanteil an Bedeutung, was langfristig den Effekt hat, dass das Depot aus sich selbst heraus wächst.

Diese Dynamik verdeutlicht die Bedeutung einer langfristigen Perspektive: Frühzeitig und kontinuierlich zu investieren, schafft die Grundlage für ein Depot, das später unabhängig vom monatlich investierten Betrag solide Renditen erzielt und den Weg zur finanziellen Freiheit ebnet.

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Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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