Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mich dazu entschieden, meine gesamten Aktien- und ETF-Bestände zu zentralisieren und zog diese komplett zu Scalable Capital*. Ganz reibungslos war der Depotübertrag damals leider nicht verlaufen. Nun droht der nächste Umzug, wenngleich dieser deutlich stressfreier verlaufen dürfte und für mich ein paar Vorteile bringt. Der Grund: Scalable Capital übernimmt die Depotführung in Zukunft selbst und führt kurzerhand einen eigenen Börsenplatz samt eines eigenen ETFs ein.
Damit versucht der Neobroker dem drohenden Einnahmenverlust durch das Verbot des Payment-for-Orderflow-Verfahrens, welches nach der Europäischen Union im nächsten Jahr umgesetzt werden wird, entgegenzuwirken. So übernimmt Scalable Capital künftig nicht nur die Depotführung und macht sich damit unabhängig von der Baader Bank, sondern hat gemeinsam mit der Börse Hannover auch die „European Investor Exchange“ (EIX) entwickelt, um künftig an den Order-Gebühren mitverdienen zu können, bzw. als Börse weiterhin die Provisionen von Drittanbietern einstreichen zu können, während es für die Kunden weiterhin günstig bleiben soll.
Mehr Handelsplätze, höhere Zinsen
Auch nach dem Wechsel können Kunden bei Scalable Capital* bereits ab 0,99 Euro handeln und mit dem Prime+-Abo sogar ohne zusätzliche Gebühren Aktien und ETFs kaufen und verkaufen. Ausgewählte Sparpläne bleiben weiterhin kostenfrei. Die bisher verfügbaren Handelsplätze Gettex und Xetra bleiben ebenfalls erhalten, die Kosten hierfür verändern sich zunächst nicht, jedoch dürften sich deren Konditionen spätestens mit dem PFOF-Wegfall zugunsten der EIX verteurern.
Änderungen gibt es außerdem beim Verrechnungskonto: Dieses wird künftig bei der Partnerbank Deutsche Bank geparkt und kann im Hintergrund in Geldmarktfonds von großen Vermögensverwaltern investierem. Dafür gibt Scalable dann selbst im kostenlosen Free Broker die EZB-Zinsen auf eine Einlage von bis zu 50.000 Euro weiter. Derzeit sind das 2,75 % Zinsen pro Jahr. Beim Prime+-Modell für 4,99 Euro im Monat gibt es die höheren Zinsen natürlich ebenfalls, allerdings auf ein Guthaben von bis zu 500.000 Euro.
Zu beachten ist jedoch, dass die gesetzliche Einlagensicherung lediglich einen Schutz für bis zu 100.000 Euro vorsieht und Geldmarktfonds nicht umfasst. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf ein normales Tagesgeldkonto zurückgreifen.
Die Änderungen im Überblick:
- 2,75 % Zinsen p.a. (variabel) bis 500.000 Euro in PRIME+ und 50.000 € in FREE weitergegeben von Partnerbanken und Geldmarktfonds bei Scalable
- Neue IBAN für Einzahlungen bei Scalable; die bisherige IBAN bei Baader Bank bleibt unverändert
- Alle Depots in der Scalable-App, Wechsel im Profil
- Keine zusätzlichen Kosten, die PRIME+ Gebühr fällt weiterhin nur einmal an und wird bei Scalable (vorrangig, je nach Guthaben) oder Baader abgebucht
- Schnellstart: In Kürze können die eigenen Sparpläne, Preisalarme, Portfolio-Gruppen und Watchlists automatisch in das Scalable-Depot übernommen werden
Bestands- vs. Neukunde
Wer sich heute für ein Depot bei Scalable Capital* entscheidet, der eröffnet dieses direkt bei Scalable Capital und profitiert so ganz automatisch von allen Änderungen. Bestandskunden müssen dem Wechsel hingegen aktiv zustimmen und haben dann zunächst zwei Depots in ihrem Profil: Das neue Scalable-Depot und das bereits bestehende Depot bei der Baader Bank.
Im Laufe des vierten Quartals sollen dann alle Bestände von der Baader Bank zum neuen Scalable-Depot transferiert werden. Bis dahin haben Bestandskunden zwei Depots und zwei Verrechnungskonten, wobei die höheren Zinsen und der Zugang zur neuen Börse lediglich über das neue Scalable-Depot verfügbar sind.
Ein eigener ETF
Doch damit nicht genug: Der Neobroker hat in Zusammenarbeit mit Xtrackers, dem deutschen Vermögensverwalter DWS, zudem einen eigenen Welt-ETF herausgebracht. Der Scalable MSCI AC World Xtrackers UCITS ETF baut auf dem MSCI All Country World Index auf und verwendet eine hybride Replikation, womit die enthaltenen Assets sowohl physisch gekauft als auch synthetisch nachgebildet werden.
Das soll zum einen Kostenvorteile schaffen, zum anderen eine präzisere Marktabbildung ermöglichen, birgt allerdings auch ein höheres Risiko für den Anleger.
Der Scalable-ETF wird im ersten Jahr auf eine jährliche Gebühr verzichten und dann 0,17 % veranschlagen, was ihn mitunter zu den günstigsten ETFs am Markt macht. Der Fonds thesauriert seine Gewinne. Nur wenige Wochen nach dem Start liegt das Fondsvermögen bereits bei knapp über 95 Millionen Euro. Die WKN lautet „DBX1SC“, die ISIN „LU2903252349“.