Wie das Statistische Bundesamt am vergangenen Mittwoch in Wiesbaden erklärte, sind die Preise im letzten Monat in Deutschland erneut kräftig gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Preise im September um durchschnittlich 4,1 %. Es ist die höchste Inflationsrate seit 28 Jahren. In die Vormonaten Juli und August hatte die Inflation noch bei knapp unter 4 % gelegen. Gründe dafür gibt es einige: Vor allem die zeitweise Absenkung der Umsatzsteuer zur Corona-Pandemie und der zweitweise sogar negative Preis für Rohöl sorgten im vergangenen Jahr für deutlich niedrigere Preise und führen jetzt zu hohen Steigerungsraten. Aber auch die weltweit anhaltenden Liefer- und Produktionsengpässe beeinflussen die Preise stark.
Inflation ist langfristige Geldentwertung
Doch was bedeutet die Inflation für den Verbraucher tatsächlich und welche Auswirkungen hat sie genau? Als Inflations- oder Teuerungsrate wird die prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahreszeitraum bezeichnet, die anhand eines fiktiven Warenkorbs gemessen und berechnet wird. Dieser enthält eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen, die durchschnittliche Privat-Haushalte innerhalb eines Jahres konsumieren. Darin enthalten sind nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch mögliche Ausgaben für Wohnen, Mobilität, Freizeit und Lifestyle. Je nach Konsumverhalten kann die tatsächliche, eigene Inflation also davon abweichen. Nicht jeder kauft sich jedes Jahr einen neuen Fernseher oder fährt mindestens einmal im Jahr in den Urlaub.
Um das Preisniveau stabil zu halten, versucht die Europäische Zentralbank die Inflationsrate bei unter 2 % zu halten. Damit sollen Verbraucher und Unternehmen nicht davon abgehalten werden, Konsumausgaben oder Investitionen zu tätigen. In Deutschland betrug die Inflationsrate in den letzten Jahren meist zwischen 1,1 und 1,8 %. In den kommenden Jahren wird ein deutlich höherer Anstieg prognostiziert. Das wird sich langfristig auf den Geldbeutel aller niederschlagen und die Kaufkraft des eigenen Geldes kontinuierlich senken.
Berechnung der Inflation und Kaufkraft
Gerade auf Jahrzehnte hat selbst eine niedrige Inflationsrate massive Auswirkungen auf die Kaufkraft des Geldes. Wer wie im Vorjahr etwa 1.000 Euro im Monat ausgegeben hat, kann bei einer Inflationsrate von 1,5 % im nächsten Jahr weniger kaufen. Der zukünftige Preis für die Ausgaben ist um 1,5 % auf 1.015 Euro gestiegen (1.000 / 100 x 101,5 ). Oder anders ausgedrückt: Die 1.000 Euro sind im letzten Jahr nur noch 985,23 Euro wert ( (altes Preisniveau / neues Preisniveau x 100) – 100) . Der Konsument musste einen Kaufkraftverlust von 1,47 % hinnehmen (100-(neue Kaufkraft / alte Kaufkraft x 100).
Wenn man das jetzt auf zehn Jahre hochrechnet, dann wird man künftig für die gleichen Ausgaben 1.160,55 Euro bezahlen und eine Preissteigerung von 16,06 % hinnehmen müssen. Der Kaufkraftverlust liegt bei 13,83 %, die künftige Kaufkraft bei nur noch 861,67 Euro. Die Zahlen sind mit 1,5 % jedoch sehr konservativ gerechnet. Bei einer angenommenen Inflationsrate von 2 % können von den einstigen 1.000 Euro nach zehn Jahren nur noch Waren im Wert von 820,35 Euro eingekauft werden, bzw. man muss für den gleichen Warenkorb schon 1.219 Euro hinlegen.
Die persönliche Inflationsrate kann über die Webseite des Statistischen Bundesamtes berechnet werden.
Verschiedene Vergleichsrechnungen angestellt
Ausgangspreis | Zeitraum | Inflationsrate | Kaufkraftverlust | Künftige Kaufkraft | Künftiger Preis | Preisanstieg |
---|---|---|---|---|---|---|
1.000,- | 1 Jahr | +1,5 % | -1,47 % | 985,23,- | 1.015,00,- | +1,5 % |
1.000,- | 10 Jahre | +1,5 % | -13,83 % | 861,67,- | 1,160,55,- | +16,06 % |
1.000,- | 20 Jahre | +1,5 % | -25,75 % | 742,48,- | 1.346,86,- | +34,69 % |
2.000,- | 1 Jahr | +2,0 % | -1,96 % | 1.960,79,- | 2.040,00,- | +2,01 % |
2.000,- | 10 Jahre | +2,0 % | -17,96 % | 1.640,70,- | 2.437,99,- | +21,90 % |
2.000,- | 20 Jahre | +2,0 % | -32,70 % | 1.345,95,- | 2.971,90,- | +48,60 % |
Eine hohe Inflation kann wie eine Negativ-Spirale wirken. Aufgrund der gestiegenen Preise müssen Unternehmen womöglich Arbeitskräfte entlassen, Löhne senken, die Produktion reduzieren oder machen weniger Gewinn. Alternativ geben sie die höheren Preise direkt an den Konsumenten weiter, um ihre Kosten zu decken. Private Haushalte können sich weniger für ihr Geld leisten, die Sparneigung sinkt.
Schutz vor Inflation
Wer sein Geld nur auf dem Tagesgeldkonto liegen hat, bei dem er im derzeitigen Niedrigzins-Umfeld nur etwa 0,1 % Zinsen erhält, der muss automatisch einen Kaufkraftverlust durch die höhere Inflationsrate in Kauf nehmen. Langfristig gesehen muss die Geldanlage eines einzelnen immer mindestens so gut rentieren, wie die jährliche Inflationsrate ausfällt. Um das eigene Vermögen langfristig vor Geldentwertung zu schützen, sollte man das Tagesgeldkonto nur für den Notgroschen und geplante Ausgaben in der Zukunft nutzen. Der Rest sollte in Aktien und Sachwerte investiert werden, wie wir es in diesem Blog immer wieder propagieren und aufzeigen. Eine breite Streuung des Vermögens ist dabei zwingende Voraussetzung, um das Risiko möglichst klein zu halten.
Keyfacts:
- steigende Preise haben langfristig massive Auswirkungen auf die Kaufkraft
- Abwärtsspirale kann Effekte weiter verstärken
- Geldanlage muss höher rentieren als Inflationsrate ausfällt
- derzeit nur mit Investitionen in Sachanlagen möglich