Um den langfristigen Vermögensaufbau und die finanzielle Sicherheit schnell voranzutreiben, muss man äußerst diszipliniert vorgehen und einen langen Atem beweisen. Zwei Hebel haben jedoch besonders großen Einfluss auf das Vorhaben: Die Sparquote und das Einkommen. Wer seine Ausgaben stets im Blick behält, diese kontinuierlich überwacht und auf weiteres Sparpotential abklopft, kann mehr Geld auf die Seite packen und seine Sparquote optimieren, um seinen finanziellen Zielen näher zu kommen.
Ausgaben und Einkommen sind die Hebel
Das funktioniert jedoch nur bis zu einem gewissen Grad. Irgendwann lassen sich die monatlichen Ausgaben nicht weiter drücken, zumal man auf einige ohnehin keinen Einfluss hat, wie beispielsweise bei der Miete, den Versicherungen oder dem alten Gebrauchten vor der Tür. Irgendwann wäre man bei einem absoluten Minimum angekommen, die Lebensqualität würde leiden. Aus diesem Grund empfehlen wir zwar immer die Ausgaben auf unnötige und teure Positionen hin zu überprüfen, plädieren jedoch für ein gutes Mittelmaß.
Erschwerend kommt hinzu, wenn die Ausgaben aufgrund einer starken Inflations-Phase deutlich steigen und damit die Sparsumme auffressen. Man wird quasi gezwungen, ohne wirklichen Mehrwert für die gleichen Waren und Dienstleistungen mehr zu bezahlen, was bei gleichem Einkommen die Sparquote negativ beeinflusst.
Persönliche Inflationsrate meist höher
Laut dem Statistischen Bundesamt lag die Inflationsrate im März 2022 bei 7,3 % und hat damit im Monatsvergleich abermals zugelegt. Da dieser Wert über einen festgelegten und sich nur selten verändernden Warenkorb ermittelt wird, hat jeder Haushalt seine ganz persönliche Inflationsrate. Wer überwiegend Dienstleistungen und Waren konsumiert, deren Preise weniger stark gestiegen sind und Produkte ausspart, die besonders stark im Preis angezogen haben, kann am Ende unter diesem Wert liegen.
Da überwiegend Lebensmittel und Energiekosten stark gestiegen sind, dürften vor allem Haushalte mit vergleichsweise geringem Einkommen stärker belastet werden. Wer seine Ausgaben nur auf das Nötigste reduziert hat, spürt das natürlich ebenfalls besonders stark. Allein die Energiepreise stiegen im März 2022 um 39,5 % über das Niveau des Vorjahres. Die Preise für leichtes Heizöl haben sich sogar mehr als verdoppelt. Kraftstoffe und Erdgas verteuerten sich um 47,4 % und 41,8 % ebenfalls deutlich. Die Strompreise kletterten um 17,7 %.
Für eine Flasche Coca Cola bezahlte man zu Beginn des Jahres noch etwa 99 Cent. Inzwischen sind es meist 1,19 Euro und damit 19 % mehr als zuvor. Der Beutel Milch kletterte von ebenfalls 0,99 Euro auf nun 1,29 Euro und damit sogar um fast 30 %. Aber auch bei Fleisch und Geflügel sowie bei Backwaren sind deutliche Steigerungsraten von über 30 % festzustellen und damit deutlich weiter weg als vom statistisch ermittelten Wert für die Teuerungsrate des Bundesamtes.
Wer nicht gegensteuert, wird es im Geldbeutel merken und seine Sparquote anpassen müssen, wenn man überhaupt noch eine haben kann. Vor allem Geringverdiener werden es bei hohen Inflationszahlen schwer haben.
300 Euro Energiezuschuss ist zu wenig
Das Finanzministerium der Ampel-Regierung will gerade wegen der deutlich gestiegenen Energiekosten für Entlastung bei den Bürgerinnern und Bürgern sorgen. So sollen alle Gehaltsbezieher einmalig einen Zuschuss in Höhe von 300 Euro erhalten. Dieser soll über den Arbeitgeber und das Bruttogehalt ausbezahlt werden. Wer regulär 2.500 Euro brutto verdient, wird einen Monat 2.800 Euro brutto erhalten. Im Schnitt steigt damit das Nettogehalt von etwa 1.726 Euro auf 1.896 Euro.
Aus den 300 Euro werden somit noch etwa 170 Euro, was im Schnitt immerhin einer effektiven Steigerung von knapp unter 10 % im Geldbeutel bedeutet. Da gerade aber die Energiekosten heftig gestiegen sind, ist das mehr eine nette Geste als eine tatsächliche Hilfe. Die persönliche Inflationsrate wird man nicht auffangen können.
Jeder kommt dem Mindestlohn näher
Es gibt einen weiteren Grund, weswegen Angestellte in diesen Tagen ganz besonders bei ihrem Arbeitgeber anklopfen und um eine Anpassung ihres Gehaltes bitten sollten: Der Mindestlohn. Nach einer Erhöhung zum 1. Juli von 9,82 Euro auf 10,45 Euro wird dieser voraussichtlich im Oktober auf 12 Euro steigen und damit um mehr als 20 % steigen. Für Betroffene ist das sicher eine gute Sache. Wer sich als Nicht-Mindestlohn-Bezieher jedoch nicht um eine Anpassung seines Gehaltes kümmert, sorgt dafür, dass er gesellschaftlich gesehen dem Mindestlohn ein Stückweit näher kommt.
Wer aktuell etwa 15 Euro pro Stunde verdient, hat derzeit einen Abstand von knapp 5 Euro. Ohne weitere Gehaltsanpassung schmilzt der Vorsprung ab Oktober auf nur noch 3 Euro. Mit Blick auf die Verantwortlichkeiten im Job sollte man für sich selbst hinterfragen, ob das eigene Gehalt dies noch rechtfertigt.
Inflation und Mindestlohn sind keine Argumente
Auch wenn es nicht abwegig klingt, aufgrund gestiegener Kosten eine Gehaltsverhandlung einzuberufen, so sollten Inflation und Mindestlohn keine Argumentationsgrundlage für die Gehaltsanpassung beim Arbeitgeber sein. Beides betrifft nämlich auch den Arbeitgeber. Auch er hat mit gestiegenen Energiekosten und höhere Ausgaben für Materialeinkäufe sowie gestiegene Lohnkosten durch den Mindestlohn zu kämpfen. Vielmehr sollte man sich andere Gründe für eine Nachverhandlung überlegen – und wenn es nur ein Hinweis auf eine branchenübliche Bezahlung ist. Wer auf zusätzlich übernommene Aufgaben verweist, besonders gute Leistungen erwähnt und seine Qualifikation in den letzten Monaten verbessert hat, hat eine sehr gute Argumentationsgrundlage für seinen Arbeitgeber und sein Vorhaben.
Außerdem sollte man nicht nur monetäre Forderungen stellen, sondern auch geldwerte Zusatzleistungen vorschlagen, die für den Arbeitgeber günstiger als eine Gehaltserhöhung sind. Dazu könnten eine Bahncard, die auch privat genutzt werden darf, ein Tankgutschein, ein Dienstfahrrad oder ein Zuschuss für den ÖPNV oder die Büroeinrichtung zählen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer ziehen immer am selben Strang!