Was die Rentenlücke bedeutet

Nachdem wir bereits auf die Berechnung der Rentenhöhe mithilfe von Entgeltpunkten und die grobe Funktionsweise der Deutschen Rentenversicherung eingegangen sind, wollen wir nun zu einem der Hauptprobleme der Altersvorsorge in Deutschland kommen: Die Rentenlücke. Der allgemeine Tenor „die staatliche Rente ist sicher und wird schon reichen„, gilt nämlich ganz und gar nicht!

Zwar sichert der Staat die Beitragszahler für das Alter in einer gewissen Weise ab, das reicht jedoch nicht, um den bisherigen Lebensstandard weiter fortführen zu können. In der Einzahlphase hat jeder Rentenversicherte durch sein Bruttogehalt mehr Nettoeinkommen zur Verfügung, als später in der Rente. Wer 1960 geboren ist und zuletzt auf ein Nettoeinkommen von rund 1.800 Euro kam, bekommt zu seinem offiziellen Renteneintrittsalter von 66 Jahren eine gesetzliche Rente von etwa 1.000 Euro netto und damit rund 800 Euro weniger als zu Arbeitszeiten. Diese Differenz wird als Rentenlücke bezeichnet.

Um das Loch zu stopfen und ausgleichen zu können, sollte jeder Arbeitnehmer daher privat vorsorgen. Für unser Beispiel muss man also soviel auf der hohen Kante haben, um sich bis zu seinem Tod 800 Euro monatlich auszahlen zu können. Bei einer derzeitigen Lebenserwartung bei Männern von knapp 79 Jahren, müsste man einen Cash-Bestand ohne Zins-, bzw. Renditezahlungen in Höhe von 124.800 Euro (800*12*13) auf dem Konto haben, um die rund 13 Jahre weiter finanzieren zu können. Sicher könnte man jetzt sagen, dass der typische Deutsche im Laufe seines Lebens ein Eigenheim angespart und damit keinerlei Mietzahlungen oder Kreditraten im Alter mehr zu begleichen hat, trotzdem wird man gewisse Abstriche hinnehmen müssen.

Die Berechnung der Rentenlücke

Die Ansprüche an den eigenen Lebensstandard sind immer sehr individuell. Dennoch gibt es einige Faustregeln, die jeder zur Berechnung seiner Rentenlücke nutzen kann. In der dritten Lebensphase kann man davon ausgehen, dass nur noch etwa 80 % des bisherigen Nettoeinkommens benötigt werden, da – wie bereits erwähnt – das Eigenheim abbezahlt ist und zusätzliche Kosten wie das Pendeln zur Arbeit oder die Versorgung der Kinder entfallen.

Beispiel: Peter Huber kam zuletzt auf ein Nettoeinkommen in Höhe von rund 1.800 Euro. Ihm genügen also 1.440 Euro (80 %) im Alter zur Finanzierung seines Lebensstandards

Die zweite Faustregel ist, dass ein typischer Beitragszahler gegenwärtig rund 45 % seines letzten Nettolohns als gesetzliche Rente erhält.

Beispiel: Peter Huber kann mit einer Rente von etwa 810 Euro netto (45 % von 1.800 Euro) rechnen. Seine persönliche Rentenlücke beträgt somit 630 Euro (1.440 – 810 Euro).

Den benötigten Kapitalstock ermitteln

Um den dafür notwendigen Kapitalstock der Aufstockung zu berechnen, gehen wir davon aus, dass Peter Huber eine Rentendauer von 13 Jahren genießen wird können und mit 67 Jahren in Rente gehen wird. Je nachdem, wie gut er sein Geld während der Ansparphase angelegt hat, wird ein fast sechsstelliger Betrag notwendig. Wer also ggf. früher in Rente gehen möchte, der sollte dies schon weit vorher einplanen.

Hinzu kommt, dass wir der Einfachheit halber in der Berechnung etwaige Steuerzahlungen oder Transaktionskosten bei Wertpapiergeschäften nicht berücksichtigt haben. Für die Berechnung dieser Zahlen eignet sich der „Entnahmeplan für Rente aus Kapitalvermögen„-Rechner von Zinsen-berechnen.de.

Rendite p.a.Benötigter Kapitalstock
0,1 %97.648,33 Euro
0,5 %95.181,58 Euro
1,0 %92.227,93 Euro
2,0 %86.723,05 Euro
3,0 %81.706,59 Euro
4,0 %77.126,88 Euro
5,0 %72.938,38 Euro
6,0 %69.100,93 Euro
7,0 %65.579,01 Euro

Die notwendige Sparrate ermitteln

Um diesen Kapitalstock aufzubauen, hat man theoretisch ein ganzes Arbeitsleben lang Zeit. Doch nur wer früh beginnt, kann dieses Ziel erreichen und bestmöglich vom Zinseszins-Effekt profitieren. Wer die Altersvorsorge hingegen auf die lange Bank schiebt und sich erst spät darum bemüht, muss deutlich höhere Sparraten fahren. Um die dafür notwendige Sparrate zu berechnen, gehen wir zunächst davon aus, dass Peter Huber 40 Jahre lang gearbeitet hat und bereits seit Anfang seiner Karriere jeden Monat diszipliniert einen Teil seines Nettoverdienstes auf die Seite gelegt hat. Wie oben, gehen wir von unterschiedlichen Renditen aus und verwenden den Sparrechner von Zinsen-berechnen.de.

Benötigter Kapitalstock0,1 % p.a.0,5 % p.a.1,0 % p.a.2,0 % p.a.3,0 % p.a.4,0 % p.a.5,0 % p.a.6,0 % p.a.7,0 % p.a.
97.648,33 Euro199,39,-183,78,-165,56,-133,28,-106,2083,82,-65,59,-50,92,-39,27,-
95.181,58 Euro194,35,-179,13,-161,38,-129,91,-103,5181,70,-63,93,-49,64,-38,20,-
92.227,93 Euro188,32,-173,58,-156,37,-125,88,-100,3079,16,-61,95,-48,10,-37,09,-
86.723,05 Euro177,08,-163,22,-147,03,-118,36,-94,3174,44,-58,25,-45,23,-34,88,-
81.706,59 Euro166,84,-153,77,-138,53,-111,52,-88,8670,13,-54,88,-42,61,-32,86,-
77.126,88 Euro157,48,-145,16,-130,76,-105,27,-83,8866,20,-51,80,-40,22,-31,02,-
72.938,38 Euro148,93,-137,27,-123,66,-99,55,-79,3262,61,-48,99,-38,04,-29,33,-
69.100,93 Euro141,10,-130,05,-117,16,-94,31,-75,1559,31,-46,41,-36,04,-27,79,-
65.579,01 Euro133,90,-123,42,-111,19,-89,51,-71,3256,29,-44,05,-34,20,-26,37,-

Anders sieht es aus, wenn Peter Huber „zunächst leben möchte“ und erst mit 45 Jahren und damit 22 Jahre vor seinem offiziellen Renteneintritt mit seiner Altersvorsorge beginnt. Dann steigen die monatlichen Sparraten je nach erreichter Rendite und notwendigem Kapitalstock auf bis zu 366 Euro pro Monat. Es lohnt sich also früh anzufangen!

Benötigter Kapitalstock0,1 % p.a.0,5 % p.a.1,0 % p.a.2,0 % p.a.3,0 % p.a.4,0 % p.a.5,0 % p.a.6,0 % p.a.7,0 % p.a.
97.648,33 Euro365,81,-349,88,-330,73,-294,89,-262,22,-232,56,-205,76,-181,63,-159,98,-
95.181,58 Euro356,57,-341,05,-322,38,-287,44,-255,59,-226,69,-200,56,-177,04,-155,94,-
92.227,93 Euro345,51,-330,64,-312,37,-278,52,-247,66,-219,65,-194,34,-171,55,-151,10,-
86.723,05 Euro324,88,-310,74,-293,73,-261,90,-232,88,-206,54,-182,74,-161,31,-142,08,-
81.706,59 Euro306,09,-292,76,-276,74,-246,75,-219,41,-194,60,-172,17,-151,98,-133,86,-
77.126,88 Euro288,93,-276,35,-261,23,-232,92,-207,11,-183,69,-162,52,-143,46,-126,36,-
72.938,38 Euro273,24,-261,35,-247,04,-220,27,-195,86,-173,71,-153,69,-135,67,-119,50,-
69.100,93 Euro258,87,-247,60,-234,04,-208,68,-185,56,-164,57,-145,64,-128,53,-113,21,-
65.579,01 Euro245,67,-234,98,-222,11,-198,04,-176,10,-156,19,-138,18,-121,98,-107,44,-

Eines zeigen die Tabellen deutlich: In einem Niedrigzinsumfeld, wie wir es heute haben, ist es für Normalverdiener fast unmöglich, den dafür benötigten Kapitalstock aufzubauen. Die junge Generation wird ein höheres Risiko eingehen müssen, um ihre Rentenlücke schließen zu können. Das bloße Bunkern des Geldes auf dem Tagesgeld, wie es der noch amtierende SPD-Finanzminister und spätere Pensions-Bezieher Olaf Scholz tut, genügt nicht.

Wer frühzeitig anfängt, profitiert am meisten

Hand aufs Herz: Wer legt im Worstcase jeden Monat 365 Euro zur Seite? Wer sich um seine Altersvorsorge kümmert, der braucht also nicht nur einen langen Atem, sondern vor allem Disziplin. Noch deutlicher wird das, wenn man die getätigten Einzahlungen miteinander vergleicht: Wer frühzeitig beginnt und durchschnittlich 7 % Rendite erwirtschaftet, hat nicht einmal 18.900 Euro eigenes Geld aufgewendet. Wer erst 18 Jahre leben möchte und später loslegt, zahlt bei gleicher Rendite schon deutlich über 42.000 Euro ein – mehr als das doppelte!

Benötigter KapitalstockAnzahl der Sparjahre0,1 % p.a.0,5 % p.a.1,0 % p.a.2,0% p.a.3,0% p.a.4,0% p.a.5,0% p.a.6,0% p.a.7,0% p.a.
97.648,33 Euro40 Jahre95.707,20,-88.214,40,-79.468,80,-63.974,40,-50.976,00,-40.233,60,-31.483,20,-24.441,60,-18.849,60,-
97.648,33
Euro
22 Jahre96,573,84,-92.368,32,-87.312,72,-77.850,96,-69.226,08,-61.395,84,-54.320,64,-47.950,32,-42.234,72,-

Keyfacts:

  • die Differenz zwischen letztem Netto und der ersten Rentenzahlung heißt Rentenlücke
  • um seinen Lebensstandard zu halten, muss diese geschlossen werden
  • die Höhe der Sparrate hängt von Dauer und Rendite ab
  • je früher man beginnt, desto mehr profitiert man vom Zinseszins-Effekt

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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