Gestern war der beste Tag anzufangen!

Dass mir eine solide Geldanlage für die eigene Altersvorsorge ziemlich wichtig geworden ist, das hat sich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis längst herumgesprochen. Wenn immer ich anderen die Rentenproblematik aufzeige oder von den Möglichkeiten der Kapitalmärkte erzähle, stoße ich oft auf großes Interesse und bekomme das Gefühl, dass der Gegenüber es schnellstmöglich genauso machen möchte. Doch frage ich nur wenige Tage später nach, ist nichts passiert.

Keine Ausreden! Einfach machen!

Ich fange morgen damit an!

Das ist die wohl häufigste Antwort, die mir dann entgegengebracht wird! Doch was ist daran so schwer ein Depot zu eröffnen, ein paar Euro auf das Verrechnungskonto zu überweisen und einfach mal die ersten Anteile zu kaufen? Die Depot-Eröffnung ist nach wenigen Klicks erledigt, die Überweisung ebenfalls. Einzig die Verifizierung beim Broker dauert vielleicht ein paar Tage. Gerade zum Start finde ich es wichtig, einfach mal ins Handeln zu kommen. Den richtigen ETF kann man noch nachträglich auswählen, das günstigste Depot ebenfalls.

Die ersten eigenen Erfahrungen sind unbezahlbar. Wenn man schon einmal Anteile hat, dann ist man bereits auf der Überholspur und hat anderen einiges voraus!

Ich kenne mich nicht gut genug aus!

Zu wissen, was man tut, ist in vielen Bereichen des Lebens sicher richtig und wichtig. Doch beim Thema Geldanlage kann man eigentlich keine Fehler machen. Man sammelt lediglich neue Erfahrungen und lernt aus diesen. Hat man sich zu Beginn einen teuren Fonds von seinem Bankberater aufschwatzen lassen, hat man halt ein paar Euro an Gebühren zu viel bezahlt, vermutlich aber noch immer mehr Rendite gemacht, als wenn man sein Geld komplett auf dem Tagesgeldkonto geparkt hätte. Man sammelt Erfahrungen, lernt daraus und nimmt Anpassungen vor.

Selbst nach Jahren, wird man seine Geldanlage immer wieder optimieren (wollen). Meine Strategie steht zwar schon seit Jahren fest, doch immer wieder ertappe ich mich dabei, weitere Unternehmen ins Portfolio zu nehmen, anstatt nur die bisherigen Positionen aufzustocken. Ich habe zu sehr Spaß daran, mir Geschäftsberichte durchzulesen, Unternehmen zu bewerten oder neue Geschäftsideen zu entdecken. Wir sparen über Jahrzehnte hinweg, da ist es ganz natürlich, dass man irgendwann bisheriges überdenken wird.

Mit der Eröffnung eines Depots und der ersten Position ist viel geschafft. Jegliche Anpassung wird später mit ziemlicher Sicherheit folgen. Die Informationsflut ist gewaltig: Man kann tausende Bücher zum Thema Geld lesen, zahlreiche Vorträge besuchen oder sich auf YouTube stundenlang entsprechende Videos ansehen. Man wird niemals fertig werden, sich alles Wissen anzueignen. Wenn man es jedoch versucht, verliert man wertvolle Zeit.

Sauge das Wissen daher nebenher auf und kauf einfach mal Dein erstes Wertpapier: Ob Fonds, ETF oder eine einzelne Aktien Deines Lieblings-Unternehmens. Völlig egal!

Ich warte erst auf den Crash!

Auch das höre ich relativ häufig. Es ist zwar löblich darauf zu warten, bis man für das gleiche Produkt einen Rabatt bekommt und damit entweder Geld spart, oder mehr davon kaufen kann, in der Praxis ist das an den Kapitalmärkten jedoch nicht umsetzbar. Woher will man wissen, dass ein Aktiencrash bevorsteht? Es gibt Aktien, die sind Jahrzehnte lang nur gestiegen und es gab Marktphasen, die dauerten Jahre an, bis mal eine Korrektur in die andere Richtung eintrat. Selbst wenn der Crash da ist, woher will man wissen, dass der Boden erreicht ist und die Kurse am nächsten Tag nicht noch weiter nachgeben? Wartet man zu lange, ist die Erholung womöglich schon passiert. Man verpasst mit jedem Tag Warten potentielle Rendite.

Den optimalen Einstiegszeitpunkt findet man nur in der Nachbetrachtung am Chart. Langfristig gesehen haben wir immer eine hohe Wahrscheinlichkeit bis zum Renteneintritt mit einem Gewinn aus dem Markt zu gehen. Wer innerhalb der letzten 50 Jahre in den DAX investiert hat und sein Investment mindestens 15 Jahre lang gehalten hatte, für den gab es keinen einzigen Einstiegszeitpunkt, während dem er Verluste gemacht hätte! Solltest Du direkt vor einem Crash oder einem stärkeren Rücksetzer investiert haben, schiebst Du halt stupide Deine monatliche Sparrate ins Depot, kaufst somit mehr Anteile zum günstigeren Preis und profitierst in der Erholung noch mehr.

Zoome einfach aus dem Chart und Du wirst erkennen, dass das immer funktioniert hat!

Dabei sein ist alles!

So sollte das Motto eigentlich lauten! Wer dabei ist, hat nicht nur seine ersten Erfahrungen gemacht, sondern nimmt jeden Tag potentielle Rendite mit. Eine Untersuchung der Hamburger Sutor Bank ergab 2019: Wer in 31 Jahren die besten 13 Tage verpasst hat, hätte die Hälfte seiner Rendite verloren. Ein Ausstieg zu Krisenzeiten oder einfach nur ein Nichtdabeisein hat schwerwiegende Konsequenzen für die Rendite. Anleger, die im Zeitraum von 1988 bis 2018 im DAX alle Börsentage mitgenommen hätten, hätten im Schnitt 7,16 % Rendite pro Jahr erhalten.

Wer lange dabei ist, macht immer Rendite

Ohne die besten zehn Tage wäre die Rendite auf nur noch 4,32 % geschrumpft, ohne die besten 20 Tage sogar auf nur 2,21 % pro Jahr. Wer im DAX innerhalb dieses Zeitraums die 40 besten Börsentage versäumt hätte, hätte einen Verlust von -1,24 % jährlich gemacht, ohne die 60 besten Tage wären es -3,98 % gewesen. Anders ausgedrückt: Wer nur 0,4125 % der entscheidenden Börsentage nicht investiert war, hat Verlust gemacht.

Das Thema „Market Timing“ ist in der langfristigen Betrachtung zur Altersvorsorge somit schwer einschätzbar und sollte daher besser vernachlässigt werden. Einfach kontinuierlich im Markt bleiben und mit regelmäßigen Sparraten nachschießen. Dann gibt es in Krisenzeiten mehr fürs Geld, in normalen Zeiten stockt man einfach weiter auf und schafft so Vermögensaufbau.

Fazit: Der beste Tag anzufangen, war gestern! Der zweitbeste Tag ist heute! Also los geht’s!

Keyfacts:

  • suche Dir keine Ausreden, sondern fang einfach an!
  • Du wirst Deine Geldanlage ohnehin immer wieder anpassen
  • Du kannst keine Fehler machen, Du lernst aus Deinen Erfahrungen
  • langfristig gesehen hast Du eine geringe Wahrscheinlichkeit Geld zu verlieren
  • entwickele Dich kontinuierlich weiter und sauge neues Wissen nebenher auf
  • ob möglicher Crash, Verluste oder falsche Produkte: Nichts sollte Dich aufhalten!

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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