Vor- und Nachteile der Dividendenstrategie

Die Dividendenstrategie ist unter Aktienanlegern eine beliebte Strategie bei der Geldanlage in Einzelaktien. Dabei setzen Anleger hauptsächlich auf Aktien von Unternehmen, die regelmäßige Gewinnausschüttungen an ihre Aktionäre vornehmen. Auch wir kaufen neben breit gestreuten ETFs überwiegend Dividendentitel, um uns ein monatliches, passives Zusatzeinkommen zu erarbeiten. Doch die Strategie hat nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile, auf die wir in diesem Beitrag einmal näher eingehen möchten.

Vorteile der Dividendenstrategie

1. Stabile Einkommensquelle

Den für uns wichtigsten Vorteil haben wir bereits indirekt in der Einleitung genannt: Wer die Dividendenstrategie verfolgt, der will sich in der Regel ein zusätzliches, monatliches und vor allem passives Einkommen aufbauen. Die regelmäßigen Zuflüsse der Unternehmen können richtig motivierend sein, vor allem dann, wenn auf dem Gesamtmarkt gerade negative Stimmung oder gar ein Bärenmarkt vorherrscht und die Dividenden selbst ohne weitere Zukäufe über einen Sparplan regelmäßig steigen.

So kann man die Dividende aber auch nutzen, um sich dauerhaft die Produkte eines Unternehmens kaufen zu können: Beispielsweise ein BigMac-Menü von McDonalds jedes Quartal, einen Caramel Macchiato von Starbucks pro Monat oder aber einen Smartphone-Tarif der Deutschen Telekom. Man erhält quasi durch sein Investment Produkte auf Lebenszeit kostenlos.

2. Langfristiges Wachstum

Dividendenzahlungen können langfristig beträchtlich wachsen – vor allem dann, wenn man regelmäßig unabhängig der Kurse per Sparplan über Jahrzehnte investiert. Unternehmen, die Dividenden auszahlen, erhöhen oft im Laufe der Zeit ihre Ausschüttungen. Nicht selten sind Anhebungen im zweistelligen Prozentbereich drin, wenn ein Geschäftsjahr gut gelaufen ist. Wer dieses Geld dem Unternehmen wieder zuführt, erhöht so seine gehaltenen Anleite regelmäßig, wodurch über die Jahrzehnte ein beträchtlicher Schneeball angestoßen wird. Durch die Wiederanlage von Dividenden kann ein erhebliches Wachstum des Kapitals erzielt werden.

3. Stabilität und Sicherheit

Unternehmen, die Dividenden zahlen, sind oft finanziell stabiler. Die Fähigkeit, regelmäßige Dividenden zu zahlen, signalisiert, dass das Unternehmen über ausreichend Gewinne verfügt, um die Aktionäre zu belohnen. Viele Dividenden-Unternehmen haben es sich sogar zum Ziel gemacht, ihre Dividende regelmäßig zu erhöhen und in die Riege der sogenannten Dividendenaristokraten aufsteigen zu können. Als Dividenden-Aristokrat werden solche Unternehmen bezeichnet, die ihre Dividende mindestens 25 Jahre in Folge angehoben und damit bewiesen haben, dass sie nachhaltig wirtschaften und langfristig profitabel ihr Geschäft führen können.

Zu den bekanntesten Dividenden-Aristokraten gehören traditionelle Dickschiffe wie 3M, Roche, Johnson & Johnson, Nestle, PepsiCo, Procter&Gamble, McDonalds, Caterpiller oder Coca-Cola. Die Dividende kann also ein gutes Erkennungsmerkmal für ein finanziell und wirtschaftlich starkes Unternehmen sein.

4. Inflationsschutz

Durch die oftmals von Geschäftsjahr zu Geschäftsjahr steigenden Dividendenzahlungen kann der Anleger der Inflation entgegenwirken, die gerade in den letzten Monaten in Deutschland erheblich gestiegen ist. Teilweise musste man einen Kaufkraftverlust von mehr als 10 % hinnehmen – gerade bei Lebensmitteln und Energiekosten stiegen die Preise heftig. Dividendenzahlungen können mit der Inflation mitwachsen oder diese sogar übertreffen. Dies hilft den Anlegern, die Kaufkraft ihres Kapitals zu erhalten und langfristig die Auswirkungen der Preissteigerungen auszugleichen.

Nachteile der Dividendenstrategie

1. Begrenztes Wachstumspotenzial

Dividendenaktien bieten oft weniger Wachstumspotenzial als Wachstumsaktien. Unternehmen, die Dividenden zahlen, neigen dazu, weniger Gewinne für die Expansion und Innovation zurückzulegen, was die Rendite in Zeiten von wirtschaftlichem Aufschwung beschränken kann. Anstatt das erwirtschaftete Geld weiter im Unternehmen arbeiten und so langfristig nachhaltiger wachsen zu können, wird das Geld aus der Unternehmung abgeschöpft und an die Aktionäre ausgeschüttet. Damit muss unter Umständen am eigenen Kerngeschäft oder der Produktentwicklung gespart werden.

2. Steuerliche Auswirkungen

In einigen Ländern werden Dividenden anders besteuert als Kapitalgewinne aus dem Verkauf von Aktien. Dies kann zu steuerlichen Nachteilen führen, die das Einkommen der Anleger reduzieren. In Deutschland muss jeglicher Kapitalertrag versteuert werden. Trifft auf dem Verrechnungskonto eine Dividendenzahlung ein, so muss diese hierzulande versteuert werden – selbst wenn man die Dividende sofort neu in das Unternehmen reinvestieren möchte. Das mindert den Wert einer Position, die man eigentlich gar nicht verkaufen will. Hinzu kommt, dass es bei Aktien aus Ländern ohne Doppelbesteuerungsabkommen zu zusätzlichen Steuerzahlungen im Ausland kommen kann, womit die Ausschüttung am Ende immer kleiner werden.

3. Abhängigkeit von Unternehmensentscheidungen

Die Dividendenzahlungen hängen von den Unternehmensentscheidungen ab. Ein Unternehmen kann in wirtschaftlich schwierigen Zeiten beschließen, die Dividenden zu kürzen oder gar komplett auszusetzen. Dies kann zu unerwarteten Einkommensverlusten führen. Wer mit Dividendenzahlungen kalkuliert, ist nicht gänzlich unabhängig. Zuletzt war dies unter anderem bei den großen Ölkonzernen wie Shell oder Chevron passiert, die zur Coronazeit aufgrund einer geringen Nachfrage während der weltweiten Lockdowns drastisch weniger verdienten und infolgedessen an der Dividende sparten – sogar dann, obwohl sie eine langjährige Historie an Dividendensteigerungen vorzuweisen hatten.

4. Mangelnde Diversifikation

Die ausschließliche Konzentration auf Dividendenaktien kann zu mangelnder Diversifikation führen. Wenn bestimmte Branchen oder Regionen Schwierigkeiten haben, kann dies erhebliche Auswirkungen auf das Portfolio haben. Nicht jedes Unternehmen schüttet eine Dividende aus und nicht in jeder Branche gibt es Dividendentitel. Die Auswahl an entsprechenden Aktien kann dann sogar noch kleiner werden, wenn man die Ausschüttungen so timen möchte, dass tatsächlich jeden Monat eine Ausschüttungszahlung auf das Referenzkonto fließt.

Fazit

Die Dividendenstrategie hat sowohl Vor- als auch Nachteile, die sorgfältig abgewogen werden müssen. Sie ist besonders attraktiv für Anleger, die nach stabilen Zusatz-Einkommensquellen suchen und eine langfristige Perspektive haben. Es ist jedoch wichtig, zu beachten, dass Dividendenaktien nicht für jeden Anleger oder jede Anlagestrategie geeignet sind. Die Integration in ein diversifiziertes Portfolio und eine sorgfältige Überwachung der finanziellen Situation der Unternehmen sind entscheidend, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Anleger sollten ihre individuellen finanziellen Ziele und Risikotoleranz berücksichtigen, bevor sie sich für eine Dividendenstrategie entscheiden.

Letzte Aktualisierung am 27.04.2024 um 01:05 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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