Fundamentalanalyse: Wichtige Aktienkennzahlen

Wem eine ETF-Strategie zu langweilig ist und wer ohnehin großes Interesse an der Weltwirtschaft und dem Unternehmertum hat, der dürfte früher oder später auch in Einzelwerte investieren. Dabei sollte man jedoch nicht einfach blind in irgendwelche Unternehmen investieren, deren Namen man schon einmal gehört hat, sondern mit Plan vorgehen.

So ist natürlich eine Streuung im Sinne einer breiten Diversifikation zwingende Voraussetzung und auch das Geschäftsmodell eines jeden Unternehmens sollte man verstanden haben, um mögliche Zukunftsaussichten bewerten zu können. Doch es gibt noch zahlreiche weitere Auswahlkriterien, die im Aktienhandel die Entscheidung leichter machen können.

Wir stellen die wichtigsten Aktienkennzahlen aus der Fundamentalanalyse* vor, die sich überwiegend auf aussagekräftige Unternehmenskennziffern, wie beispielsweise Gewinn, Umsatz und Cashflow, stützen.

Die Dividendenrendite

Eine der beliebtesten Strategien unter Investoren in Einzelaktien ist die Dividendenstrategie. Hier versprechen sich Anleger zusätzliche Einnahmen durch die Ausschüttung ihrer Unternehmen, ohne dabei in der Rente einzelne Positionen abstoßen zu müssen. Die Dividendenrendite zeigt auf, wie viel ein Unternehmen im Verhältnis zum Aktienkurs an seine Anteilseigner ausbezahlt.

Je höher diese Quote ausfällt, desto schneller kann man nur mit Dividenden sein anfängliches Investment in das Unternehmen herausholen und damit seinen persönlichen Return of Investment (ROI) erreichen, was das eigene Risiko mit jeder Dividendenzahlung minimiert. Je nach Kaufkurs kann sich die persönliche Dividendenrendite stetig verändern. Wer eine Aktie zu einem günstigeren Kurs als dem aktuellen erworben hat, hat eine höhere Dividendenrendite. Liegt der Aktienkurs hingegen höher, kann sich die eigene Dividendenrendite verringern.

Doch Vorsicht: Die Dividendenrendite steigt nicht nur dann, wenn ein Unternehmen größere Ausschüttungen tätigt, sondern auch, wenn der Aktienkurs stärker gefallen ist. Ist das der Fall, so gibt es meist einen Grund, weswegen Anleger ihre Anteile vermehrt abstoßen. Vielleicht ist das Unternehmen in einen Skandal verwickelt oder musste einen satten Umsatz- und Gewinnrückgang verbuchen? Sich einzig und allein auf die Dividendenrendite zu stützen, ist also nicht das richtige Vorgehen.

Die Dividendenrendite berechnet sich wie folgt:

(Dividende je Aktie / Aktienkurs) x 100 = Dividendenrendite in Prozent

Beispiel: Ein Unternehmen bezahlt 2 US-Dollar Dividende je Anteilsschein und wird an der Börse zu einem Preis von 220 US-Dollar gehandelt. Die Dividendenrendite beläuft sich somit auf etwa 0,9 % ((2 / 220)*100).

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis dürfte mit zu den bekanntesten Aktienkennzahlen zählen. Sie stellt den Börsenkurs dem Gewinn gegenüber und gibt an, wie viele Jahre ein Unternehmen benötigen würde, um bei konstanten Gewinnen den derzeitigen Börsenwert zu erreichen. Je niedriger das KGV, desto schneller würde das investierte Kapital vom Unternehmen erwirtschaftet werden.

Die Kennzahl hilft, ob eine Aktie niedrig oder hoch bewertet ist. Ein hohes KGV kann bedeuten, dass eine Aktie sehr gefragt und daher womöglich überbewertet ist. Es kann aber auch ein starkes Umsatz-, bzw. Gewinnwachstum bedeuten. Ein niedriges KGV bedeutet hingegen, dass die Aktie im Verhältnis zum erzielten Unternehmensgewinn eine eher geringe Börsenbewertung hat. Aber auch schlechte Gewinnaussichten. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist damit allein nicht sonderlich aussagekräftig.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis berechnet sich wie folgt:

Aktienkurs / Unternehmensgewinn pro Aktie = KGV in Jahren

Beispiel: Der Kurs eines Unternehmens steht derzeit bei 220 US-Dollar, der Gewinn pro Aktie lag im Vorjahr bei 25 US-Dollar. Das KGV beträgt somit 8,8 Jahre (220 / 25).

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis setzt hingegen den derzeitigen Börsenkurs einer Aktie dem Umsatz gegenüber und gibt an, wie viele Jahre ein Unternehmen benötigen würde, um bei konstantem Umsatz seinen derzeitigen Börsenwert zu erreichen. Je niedriger das KUV, desto schneller würde das investierte Kapital vom Unternehmen erlöst werden können. Diese Kennzahl ermöglicht ebenfalls die Bestimmung einer möglichen Unter- oder Überbewertung, ist jedoch nicht ganz so aussagekräftig wie das KGV, da hier die Profitabilität ignoriert wird.

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis berechnet sich wie folgt:

Aktienkurs / Unternehmensumsatz je Aktie = KUV in Jahren

Beispiel: Der Kurs eines Unternehmens steht derzeit bei 220 US-Dollar, der Umsatz belief sich im letzten Jahr auf 100 US-Dollar je Aktie. Das KUV beträgt somit 2,2 Jahre (220 / 100).

Die Eigenkapitalquote (EKQ)

Die Eigenkapitalquote dient überwiegend der Risikobewertung in der Fundamentalanalyse. Sie ist ein Indikator dafür, wie finanziell stark ein Aktienunternehmen aufgestellt ist. Je höher die Eigenkapitalquote ausfällt, desto besser kann sich das Unternehmen aus eigener Kraft finanzieren und ist weniger stark auf Fremdkapital angewiesen. Die Schuldenlast ist geringer.

Es wird die Bonität eines Unternehmens beschrieben und gibt die Wahrscheinlichkeit einer Zahlungsunfähigkeit an. Je nach Branche kann die Eigenkapitalquote stark variieren. Aber auch das Alter einer Unternehmung spielt eine große Rolle.

Die Eigenkapitalquote berechnet sich wie folgt:

( Eigenkapital / Gesamtkapital ) x 100 = EKQ in Prozent

Beispiel: Ein Unternehmen hält 1.000.000 US-Dollar an Eigenkapital, das Gesamtkapital beträgt 2.500.00 US-Dollar. Das Unternehmen kommt somit auf eine Eigenkapitalquote von 40 % ((1.000.000 / 2.500.000) x 100).

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) gibt an, wie das Eigenkapital eines Unternehmens im Verhältnis zu dessen Marktkapitalisierung an der Börse steht. Ist der Quotient größer 1, ist das Unternehmen im Verhältnis zu seinem Eigenkapital überbewertet, liegt das KBV hingegen unter 1,0, kann man von einer Unterbewertung ausgehen. Hier gilt ebenfalls: Die Zahlen sind untereinander je nach Branche schwer vergleichbar.

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis berechnet sich wie folgt:

Aktienkurs / Buchwert je Aktie = KBV

Beispiel: Der Wert einer Aktie liegt bei 200 US-Dollar, der Kurs der Aktie bei derzeit 220 US-Dollar. Das KBV liegt somit bei 1,1. (220 / 200).

Das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)

Das Kurs-Cashflow-Verhältnis ist eine liquiditätsorientierte Kennzahl in der Fundamentalanalyse. Sie setzt den Kurs zum Cash-Flow eines Unternehmens ins Verhältnis und gibt an, wie jeder liquide US-Dollar an der Börse bewertet wird. Der Cashflow markiert den Saldo aus Einnahmen und Ausgaben während eines kompletten Geschäftsjahres und gibt somit die Liquidität eines Unternehmens an.

Das Kurs-Cashflow-Verhältnis berechnet sich wie folgt:

Aktienkurs / Cashflow je Aktie = KCV

Beispiel: Ein Unternehmen kostet an der Börse 220 US-Dollar. Der Cashflow je Aktie liegt bei 30 US-Dollar. Das KCV liegt somit bei 7,33. (220 / 8).

Fazit

Es gibt etliche Kennzahlen zur Bewertung von Aktien. Die meisten davon scheinen in sich stimmig, sind jedoch allein nicht wirklich aussagekräftig. Nur weil eine Aktie ein niedriges KGV aufweist, heißt es es nicht gleich, dass das Wertpapier tatsächlich kaufenswert ist. Vielleicht ist der Kurs in den letzten Wochen einfach nur gefallen, weil sich der Geschäftsausblick verschlechtert hat und die Aktionäre deswegen ihre Positionen abgestoßen haben?

Man muss bei der Anlage in Einzelwerten stets das große Ganze im Auge behalten. Nur wer seine Hausaufgaben richtig macht und sich ausgiebig mit seinen Investments beschäftigt, kann langfristig profitieren. Eine Schnell-Reich-Werden-Methode ohne Aufwand sind Aktien nicht.

Wer noch tiefer in die Fundamentalanalyse einsteigen möchte, dem empfehlen wir das Buch „Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse: Praxisnahe Einführung mit zahlreichen Fallbeispielen börsennotierter Unternehmen“ von Nicolas Schmidlin*.

Letzte Aktualisierung am 17.03.2024 um 07:29 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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