Prop-Trading: Günstigere Fees und weniger Regeln

Vor etwa zwei Jahren zeigten wir die Möglichkeit auf, um ohne Eigenkapital im teuren und sehr risikobehafteten Futures-Handel über Fremdkapitalanbieter durchstarten zu können. Damals noch kritisierten wir die strengen Regeln und die teils hohen Gebühren. Das hat sich zumindest teilweise geändert. Wir stellen zwei Anbieter, die immer mal wieder mit satten Rabatten locken, einmal etwas ausführlicher vor.

Wichtig zu wissen: Um entsprechend kapitalisiert zu werden, muss man bei allen Fremdkapitalanbietern zunächst eine Evaluationsphase durchlaufen, um zu beweisen, dass man konstant profitabel ist und sich an die Regeln halten kann. Oftmals darf man eine gewisse Summe pro Tag und Konto nicht verlieren und muss wiederum eine andere als Ziel erreichen, um die Prüfung zu bestehen. Nach erfolgreicher Evaluationsphase erhält man schließlich ein Funded-Account, muss jedoch abermals zunächst einen gewissen Threshold aufbauen, um erste Auszahlungen vornehmen zu können. Wer gut ist, schafft das in etwa zwei Monaten.

Während in der Evaluationsphase monatliche Abokosten auf den Trader zukommen, entfallen diese in der zweiten Stufe, wobei die Profite, die ausbezahlt werden sollen, zwischen dem Prop-Trading-Anbieter und dem Trader zu unterschiedlichen Prozentsätzen aufgeteilt werden. Hier gibt es je nach Anbieter verschiedene Gebührenstrukturen. Die Fremdkapitalanbieter locken dabei gerne mit hohen Kontogrößen. Tatsächlich erkauft man sich aber immer lediglich den Drawdown, den man zur Verfügung hat. Denn ist dieser erreicht, ist das Konto sofort weg und man muss wieder von vorne beginnen oder fällt gar eine Stufe zurück.

Apex Trader Funding

Beim Apex-Trader-Funding-Programm sind die Regeln deutlich gelockert worden. So gibt es keinerlei Skalierungsplan mehr, einzig das Erreichen des Drawdowns, welcher in Echtzeit mitzieht, führt zu einem Verlust des Kontos. Macht der Trader innerhalb eines Handelstages Gewinne, realisiert diese jedoch nicht, erhöht sich automatisch der Drawdown auf das Niveau der potentiell erreichten Profite. Man muss also darauf achten, nicht zu viel abzugeben und Gewinne stetig mitzunehmen.

Ein Trading während News ist erlaubt, ein Halten von Positionen über Nacht oder gar das Wochenende hingegen nicht. Beides führt zum Verlust des Kontos. Außerdem darf nicht nachskaliert werden, wenn die offene Position im Verlust ist und das Risiko-Gewinn-Verhältnis darf ein 3:1 nicht überschreiten. Kleine Gewinne mit großen Stopps sind bei Apex nicht erlaubt.

Beim kleinsten Konto gibt es 25.000 US-Dollar, bzw. einen Trailing-Threshold in Höhe von 1.500 US-Dollar. Dabei dürfen maximal vier Mini-, bzw. 40 Micro-Kontrakte gehandelt werden. Regulär kostet das Abo 147 US-Dollar im Monat, der Anbieter fährt jedoch häufig Rabattaktionen, bei denen alle Konten zu 80 oder gar 90 % vergünstigt angeboten werden, sodass dieses Kontomodell regelmäßig schon für etwa 30 US-Dollar im Monat zu haben ist.

Größere Konten mit 50.000 bis 300.000 US-Dollar, bzw. einem Trailing-Threshold von 2.500 bis 7.500 US-Dollar kosten regulär bis zu 657 US-Dollar oder mit Rabatt keine 70 US-Dollar monatlich. Der Reset eines Evaluationskontos schlägt immer mit 80 US-Dollar zu Buche. Nach bestandener Evaluationsphase bezahlt man monatlich 85 US-Dollar oder einmalig 130 US-Dollar. Dann kommen die Kommissionen für die Tradeausführung sowie der Profitsplit 90/10 obendrauf. Die Kosten für den Datenfeed und die Software fallen immer zusätzlich an.

Topstep

Bei Topstep gibt es inzwischen nur noch eine Regel: Werde Funded-Trader! Einen Skalierungsplan oder gar ein Verbot von News-Trading gibt es nicht mehr, nur noch ein Maximum-Loss-Limit, welches sogar erst nach Tagesende berechnet wird. Entgangene Gewinne spielen hier also nicht negativ mit rein. Man muss nur darauf achten, dass die Hälfte des Gesamtgewinns am Ende der Evaluation nicht an einem einzigen Tag erwirtschaftet wurde. Insgesamt gibt es drei Kontogrößen von 50.000 bis 150.00 US-Dollar, die einen Maximalverlust von 2.000 bis 4.500 US-Dollar erlauben und zwischen fünf bis 15 Mini-Kontrakte möglich machen. Regulär kosten diese zwischen 165 bis 375 US-Dollar im Monat. Zur Einführung von TopstepX bezahlt man dafür allerdings gerade einmal 19 bis 119 US-Dollar monatlich.

Nach bestandener Prüfung werden für die Einrichtung des Funding-Kontos 149 US-Dollar fällig, danach werden die Gewinne 90:10 aufgeteilt, wobei man für die erste Auszahlung mindestens fünf Handelstage mit einem Gewinn von mindestens 200 US-Dollar abgeschlossen haben muss und eine Auszahlung stets Auswirkungen auf das Maximum-Loss-Limit hat. Ein vollständiges Auszahlen der Gewinne führt daher zu einer Kontoschließung. Für das Topstep-X-Konto muss die Ausführung der Trades über die eigene Plattform erfolgen, welche im Vergleich zu SierraChart mit Blick auf etwaige Indikatoren doch etwas rudimentär ist.

Es bleibt eine Herausforderung

Was bleibt ist weiterhin der gut gemeinte Hinweis: Ganz so leicht ist es am Ende auch wieder nicht. Wer sich nicht im Griff hat, verliert schnell sein Konto oder bezahlt einen Reset und ein Evaluationskonto nach dem anderen. Da kommen ebenfalls ganz schnell hohe Beträge zusammen. Es ist etwas anderes, ob man mit seinem hart verdienten Geld handelt, oder aber mit Fremdkapital, welches zumindest während der Evaluationsphase auf jeden Fall Demogeld ist.

Für die Proptrading-Anbieter bleibt das Angebot eine Win-Win-Situation: Entweder sie finden fähige Trader, die ihnen regelmäßige Gewinne bescheren, oder aber sie verdienen an deren Scheitern und ihren ständigen Neuversuchen über die Monats- und Reset-Gebühr ordentliche Beträge. Das Risiko hält sich für sie mit Blick auf die weiter bestehenden Regeln in Grenzen.

Nur wer wirklich mehrere Monate diszipliniert ein Demo-Konto erfolgreich gehandelt hat oder bereits in einem kleinen Live-Konto Profite erziel hat, sollte den Versuch wagen.

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Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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