Was die Sparquote bedeutet

Die meisten Menschen legen nur dann etwas zurück, wenn am Ende des Monats noch etwas übrig bleibt. Sie legen sich stetig verändernde Beträge auf die Seite und sparen nur unregelmäßig. Wer sich jedoch an die goldene Sparregel hält, sich zunächst selbst zu bezahlen und erst dann seine Ausgaben für Miete, Auto, Nahrungsmittel und Co. tätigt, der hat am Ende ganz sicher etwas zur Seite gelegt und eine feste Sparquote. Diese errechnet sich aus der Summe aller Einnahmen, die monatlich auf das Konto fließen, abzüglich aller Ausgaben und wird dann ins Verhältnis gesetzt.

Wer 1.500 Euro netto im Monat verdient und 1.300 Euro für seinen Lebensunterhalt ausgibt, der kann 200 Euro monatlich sparen. Das entspricht einem Spar-Verhältnis von etwa 13,3 % und damit der tatsächlichen Sparquote. Über die letzten Jahrzehnte hinweg haben die Deutschen etwa 10 % ihres Monatslohns auf die hohe Kante gelegt. Im letzten Jahr stieg die Sparquote der Deutschen jedoch sprunghaft an. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes kletterte die Sparquote der privaten Haushalte im Jahr 2020 auf stolze 16,1 %.

Der Grund dafür ist denkbar einfach: Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen und Unsicherheiten sicherten sich viele Bundesbürger vorsorglich ab. Doch bei vielen dürfte es sich dabei weniger um Vorsichtssparen gehandelten haben, schließlich gab es in den letzten Monaten deutlich weniger Möglichkeiten, überhaupt Geld auszugeben: Urlaube mussten ausfallen, der wöchentliche Restaurant- und Club-Besuch konnte teilweise überhaupt nicht stattfinden. Gut möglich, dass die Deutschen ihre Sparquote schon bald wieder auf das übliche Niveau zurückfahren.

Eine hohe Sparquote macht die Frührente möglich

Doch für jemanden, der für sein Alter vorsorgen und vielleicht sogar früher in Rente gehen möchte, für den hat die Sparquote eine große Bedeutung. Ein Beispiel: Wer es über viele Jahre geschafft hat, 50 % seiner Einnahmen auf die Seite zu legen, der hat auch bewiesen, dass ihm nur 50 % seines Gehaltes ausreichen, um seinen aktuellen Lebensstandard zu finanzieren. Er erkauft sich also jeden Monat einen Freimonat und kann somit frühzeitig in Rente gehen. Bei einer Sparquote von 50 % sind das in etwa 17 Jahre, spart man sogar zwei Drittel seiner Einnahmen sind es gerade einmal noch zehn Jahre, die man dafür arbeiten gehen muss.

Sicher: 50 % sind eine Hausnummer und gerade mit kleinerem Einkommen, das womöglich ohnehin schon zu großen Teilen von der Miete aufgefressen wird, sind solche Quoten kaum zu erreichen. Doch man braucht nicht Millionen auf dem Konto und selbst mit einer disziplinierten Sparquote von 20 % kann man vor der Regelaltersrente seinen Ruhestand mit hoher Wahrscheinlichkeit früher antreten.

Sparquote kontinuierlich erhöhen

Wer von seinem Monatsgehalt in Höhe von 1.800 Euro etwa 1.250 Euro ausgibt, der spart auf das Jahr gerechnet 6.600 Euro und kommt damit auf eine Sparquote von 30,6 %. Bei einer durchschnittlichen Jahresrendite von 5 % und einer späteren Entnahmerate von 4 % in der Rentenphase, bräuchte man 27,5 Jahre, um das Ziel der finanziellen Unabhängigkeit zu erreichen und könnte seine Fixkosten rein durch sein Kapitalvermögen decken. Wer es hingegen geschafft hat, frühzeitig 100.000 Euro auf die Seite zu legen und ansonsten ähnliche Parameter anlegt, der benötigt nur noch 16 Jahre. Der 30-Jährige Durchschnittsverdiener, der das magische Ziel der 100.000 Euro beherzigt hat, könnte somit schon mit 46 Jahren in Rente gehen und damit über 20 Jahre früher als die meisten Deutschen.

Schafft er es sogar, seine Ausgaben auf 1.000 Euro zu drücken, ist dieses Ziel schon noch 10,7 Jahren erreicht. Die Sparquote liegt dann bei beachtlichen 44,4 %. Selbst ohne vorhandenem Geldpuffer ist das Ziel nach 19,3 Jahren erreicht. Wer den typischen Deutschen macht und von seinen 1.800 Euro nur 200 Euro spart, was in etwa einer Sparquote von 10 % entspricht, der benötigt 49,2 Jahre.

Netto-EinkommenAusgabenSparrateSparquoteDauer bis zur Rente
1.800 Euro1.600 Euro200 Euro11,1 %49,2 Jahre
1.800 Euro1.250 Euro550 Euro30,6 %27,5 Jahre
1.800 Euro1.000 Euro800 Euro44,4 %19,3 Jahre
2.500 Euro2.000 Euro500 Euro20,0 %36,7 Jahre
3.000 Euro2.000 Euro1.000 Euro33,3 %25,7 Jahre

Nur weil man mehr verdient, hat man es nicht zwangsläufig leichter

Wer hingegen mehr verdient, kann absolut gesehen zwar mehr sparen, hat in der Regel aber auch einen deutlich höheren Lebensstandard und damit größere Ausgaben. Das Auto, die Wohnung und der Fernseher: Alles passt sich regelmäßig an die Gehaltssteigerungen an, obwohl man die Luxus-Sprünge eigentlich gar nicht wirklich benötigt. Man nennt das Lifestyle-Inflation. Wer seine Ausgaben kontinuierlich mit erhöht, macht es sich nicht leichter.

Der Hebel ist also ganz klar die Sparquote. Ziel sollte es immer sein, die Ausgaben möglichst gering und damit die Sparquote so hoch wie möglich zu halten. Auch dafür gibt es einen Trick: Von jeder Gehaltserhöhung und jedem Bonus werden künftig mindestens 50 % zusätzlich gespart. So kann man den eigenen Lebensstandard leicht erhöhen, erhöht insgesamt gesehen aber auch seine Sparquote und kommt dem Ziel letztendlich schneller entgegen. Wer vollends mit dem zufrieden ist, was er hat, spart die Einkommenssteigerung einfach zu 100 % und zündet seine Zeitmaschine!

Ich empfehle den Blog den Oliver Nölting, dessen Ziel es als Frugalist ist, möglichst früh in Rente gehen zu können, um die größtmögliche Freiheit im Leben genießen zu können. Durch die frei gewordene Zeit kann er das tun, was er möchte: Voll für seine Familie da sein, oder aber nur Projekte als Selbstständiger annehmen, die ihm absolute Erfüllung bringen. Auf seinem Blog gibt er viele Tipps und Anregungen, berichtet aber auch regelmäßig über seine Ein- und Ausgaben als Familienvater.

Wer sein eigenes Szenario einmal selbst durchspielen möchte, nutzt am besten den Frugalisten-Rechner.

Keyfacts

  • die Sparquote ist der Sparbetrag im Verhältnis zum Einkommen
  • je höher der Prozentsatz ist, desto mehr spart man
  • … und desto früher könnte man in Rente gehen
  • die Sparquote ist der größte Hebel, wenn es um die Frührente geht
  • Lifestyle-Inflation sollte vermieden werden
  • Boni und Gehaltserhöhungen zusätzlich sparen
  • wer in Frührente gehen will, benötigt nicht zwangsläufig Millionen

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

Alle Beiträge ansehen von Andreas Stegmüller →