Preisbremsen sind schädlich und fördern den Raubbau am Planeten

Um den Bürgerinnen und Bürgern in Zeiten hoher Inflationszahlen zumindest ein Stück weit entgegenzukommen, greifen ab März rückwirkend für das Gesamtjahr 2023 die Strom- und Gaspreisbremsen der Ampel-Regierung. Damit werden die Abnahmekosten für die beiden Energieträger auf 40, bzw. 12 Cent je Kilowattstunde für die ersten 80 % gemessen am Vorjahresverbrauch gedeckelt, während die restlichen 20 % oder gar ein etwaiger Mehrverbrauch zu üblichen Marktpreisen abgenommen werden müssen. Im Schnitt soll so die Belastung für die Haushalte verringert werden. Was auf den ersten Blick wie eine gut gemeinte Handlungsaktion erscheint, entpuppt sich in der langfristigen Betrachtung jedoch als keine so gute Idee.

Der Grund: Preisbremsen und Preisdeckel hebeln einen der wichtigsten Mechanismen unseres wirtschaftlichen Handelns aus. Gemeint ist die Signalwirkung von Preisen und damit ein mögliches Warnzeichen der stetigen Veränderung von Angebot und Nachfrage. Während Preiserhöhungen signalisieren, dass das Angebot für die herrschende Nachfrage zu gering ist, zeigen Preissenkungen auf, dass das Angebot für die bestehende Nachfrage zu hoch ist. Jeder Marktteilnehmer ist aus dem eigenen Interesse heraus angehalten, auf die veränderte Knappheitssituation zu reagieren. Bei festgesetzten Preisen wird diese Möglichkeit der Steuerung ausgeschaltet.

Preise entstehen durch Konkurrenzdruck

Entgegen der Meinung vieler, Unternehmen könnten die Preise für ihre Produkte und Dienstleistungen völlig egoistisch festsetzen, um möglichst hohe Profite einstreichen zu können, sieht die Realität anders aus: Ein Stromanbieter kann beispielsweise nicht einfach einen x-beliebigen Preis von seinen Kunden einfordern, weil er weiß, dass diese den Strom ohnehin abnehmen werden, sondern läuft stets Gefahr, dass ein konkurrierender Anbieter den Strom als austauschbares Produkt günstiger anbietet und somit womöglich sogar mehr davon verkaufen könnte.

Der erste Anbieter muss also reagieren, um weiterhin Abnehmer für sein Angebot zu finden und am Markt bestehen zu können. Somit stechen sich alle Anbieter gegenseitig so weit aus, bis theoretisch der Produktionskostenpreis inklusive einer knappen Gewinnmarge für künftige Investitionen erreicht ist. Konkurrenz sorgt dafür, dass sich die Marktteilnehmer ständig verbessern müssen und das entweder über eine Qualitätssteigerung ihres Angebots tun oder über einen aggressiveren Preispunkt.

Werden die Preise durch den Staat oder andere Dritte festgesetzt, entstehen unfaire Marktbedingungen und das Preissignal als mögliche Lenkungsmöglichkeit geht komplett verloren.

Preise und Ökologie

Preise treffen nämlich immer auf die Ökologie: Um das Beispiel des Stromanbieters fortzuführen, gehen wir davon aus, dass der Anbieter den Strom für seine Kunden über die Verbrennung von Braunkohle erzeugt. Da er nun aufgrund der Strompreisbremse nur noch einen maximalen Preis für seinen Strom von seinen Kunden verlangen darf, verliert er zunächst den Anreiz, in den Ausbau seines Netzes oder gar in neue Technologien, die womöglich nachhaltiger für den Klimaschutz wären, zu investieren.

Hinzu kommt, dass es immer schwieriger für ihn werden wird, überhaupt Braunkohle zu fördern. Der Rohstoff ist nicht unendlich auf unserem Planeten verfügbar und man wird einen immer größer werdenden Aufwand betreiben müssen, um ihn überhaupt fördern zu können. Entweder muss man stetig tiefer graben, oder mehr Tagebauminen erschließen, was Entschädigungszahlungen wie in Lützerath nach sich zieht und die Umwelt nicht gerade verschönert.

Der Preisdeckel verhindert, dass der Stromanbieter mögliche Mehrkosten weitergeben kann. Er wird regelrecht gezwungen auf diesen sitzen zu bleiben.

Blindes Agieren ohne Gespür

Irgendwann explodieren die Mehrkosten derart, dass es sich aus ökonomischer Sicht für ihn schlichtweg nicht mehr rentieren würde, überhaupt noch Strom mittels Braunkohle zu erzeugen. Der Anbieter würde zwangsläufig nach Alternativen suchen, da sich seine Kunden den Strom nicht mehr leisten können. Der Anbieter verliert Kunden, die Kunden erhalten kein Produkt mehr, das sie eigentlich benötigen. Beide sind voneinander abhängig.

Da die Preise für den Endkunden durch den Staat gedeckelt sind, wird das Signal „Hey, Kohleförderung ist nicht mehr rentabel, sucht besser nach Alternativen!“ ausgehebelt. Es kommt sogar noch der Zwang hinzu, die Umwelt weiter zu zerstören, denn Politik und Gewerkschaften bekommen Angst, dass abertausende Mitarbeiter einer ganzen Industrie ihre Jobs verlieren und damit ihre Wähler. Die Anbieter können nicht mehr wirtschaftlich agieren und drohen insolvent zu gehen. Damit das nicht passiert, müssen sogar noch Steuergelder aufgewendet oder Steuersubventionen getätigt werden, um die Kohleindustrie zu stützen. Der Staat fördert jetzt nicht mehr nur den Kohleabbau, sondern subventioniert ihn sogar.

Ohne die Signalwirkung von Preisen agiert man blind und hat kein Gespür mehr, weil alles künstlich günstig gehalten wird. Man tut quasi so, als könnte man eigentlich knappe Ressourcen wie aus dem Nichts erschaffen.

Immer das große Ganze im Blick halten!

Langfristig gesehen wird somit Raubbau an unserem Planeten betrieben und die Menschheit zehrt ihn aus, bis es nicht mehr geht. Mit Klimaschutz und der Entwicklung moderner Technologien hat das nichts zu tun. Es wird eine Art Todesspirale in Gang geworfen – und das nur, weil einzelne unseres Systems die Gunst anderer durch Preisbremsen gewinnen wollten…

Für die geplante Gas- und Strompreisbremse muss man der Bundesregierung fairerweise jedoch zugutehalten, dass dieser Vorgang in diesem Fall nur in leicht abgespeckter Form passiert. Die Anbieter können durchaus weiterhin ihre Preise den Marktbedingungen entsprechend anpassen und damit auch Preise verlangen, die oberhalb des Deckels liegen. Der Endkunde bezahlt für die ersten 80 % seines Vorjahresverbrauchs den Betrag bis zum Deckel, die etwaige Differenz darüber wird jedoch vom Staat und damit der Gemeinschaft getragen. Trotzdem wir hier ebenfalls Einfluss in das Angebots- und Nachfrage-Gefüge genommen, da die Stromanbieter durch die Subvention das Preissignal erst später erhalten und sich somit auch erst später gezwungen sehen, sich nach (günstigeren, nachhaltigeren, etc.) Alternativen umzusehen. Diese Maßnahme verschiebt lediglich die Schmerzgrenze nach hinten, bzw. nimmt den Druck etwaige Preissenkungen weiterzugeben.

Fazit: Kurzfristig schaffen Preisbremsen die gewollte und durchaus wünschenswerte Entlastung für die Bürger, sollten jedoch so schnell wie möglich wieder abgeschafft werden! Klimaschutz, Wohlstand und Fortschritt funktionieren am effektivsten mit freien Märkten!

Letzte Aktualisierung am 28.04.2024 um 12:12 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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