Deutschland und seine hohe Abgabenlast

Im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 wurde immer wieder über Umverteilungsmaßnahmen beispielsweise in Form einer Vermögensteuer, aber auch über weitere Steuererhöhungen debattiert, um die Mehrbelastung des Staatshaushaltes durch die Corona-Pandemie auszugleichen. Wirft man allerdings einen Blick in die neuste Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, die im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft entwickelt wurde, so tragen vor allem Gutverdiener mit ihren Abgaben den Löwenanteil der Einkommensteuereinnahmen bei. Insgesamt gehört Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Abgabe-Quoten im OECD-Vergleich.

Demnach gehört ein Haushalt mit zwei Personen und einem Jahresbrutto von 45.500 Euro zum Mittelstand. Genau 50 % der Bevölkerung verdient mehr, die andere Hälfte weniger. Die ersten 50 % steuern zusammen jedoch nur 7,3 % zum gesamten Aufkommen der Einkommensteuer bei. Mit einem Jahresbrutto von 62.000 Euro gehört ein Doppelhaushalt schon zum oberen Drittel in Deutschland. 70 % aller deutschen Haushalte verdienen genauso viel oder weniger und stemmen zusammen rund 21 % der gesamten Einkommensteuer.

Anders ausgedrückt: Die unteren zwei Drittel der Bevölkerung sind gerade einmal für ein Fünftel der Staatseinnahmen über die Einkommensteuer verantwortlich.

Die oberen 10 % bezahlen 50 % der Einkommensteuer

Alle Haushalte mit einem höheren Jahresbrutto als das oben genannte kommen für die restlichen 30 Prozentpunkte, bzw. für 79 % der gesamten Einkommensteuer auf. Ein Zwei-Personen-Haushalt mit 96.000 Euro gehört sogar schon zum 90. Prozent. Das obere Zehntel sorgt in etwa für die Hälfte der Steuereinnahmen bei der Einkommensteuer.

Konkret bedeutet dies: Reiche tragen schon heute den größten Anteil der Steuereinnahmen, was viele nicht wahrhaben wollen und deshalb immer wieder zusätzliche Belastungen für die stärksten Schultern fordern.

Übrigens: Mit einem Aufkommen von rund 300 Milliarden Euro ist die Einkommensteuer die wichtigste Einnahmequelle des deutschen Staates. Ein Drittel davon wandert direkt als Gegenfinanzierung in das deutsche Rentensystem.

Deutschland hat im OECD-Vergleich die höchste Abgabenlast

Insgesamt blieb Deutschland auch während der Pandemie Spitzenreiter unter den Hochsteuerländen. Laut der neusten OECD-Studie ist Deutschland das Land, das gemessen am Bruttoeinkommen unter den 37 OECD-Mitgliedsländern vor allem Alleinstehende und Doppelverdiener am stärksten belastet. Bei Alleinstehenden ohne Kinder und einem Jahresbruttoeinkommen von 61.200 Euro liegt die Abgabenlast von Steuern und Sozialabgaben bei 38,9 %. Davon entfallen 18,8 Prozentpunkte auf die Einkommensteuer und 20,1 Prozentpunkte auf die Sozialabgaben.

Bei den Doppelverdienern fällt Deutschland immerhin auf Rang 2 zurück, zählt mit einer Abgabenlast von fast 30 % jedoch noch immer zu den Ländern mit der höchsten Abgabequote. Nur bei Familien mit einem Alleinverdiener liegt Deutschland im OECD-Vergleich nicht in der Spitzengruppe, liegt mit knapp 33 % aber über dem Durchschnitt von 24,4 %.

Keyfacts:

  • die stärksten Schultern zahlen heute schon den Großteil der Einkommensteuer
  • die unteren Schichten sind nur für etwa 10 % verantwortlich
  • Deutschland zählt im OECD-Vergleich mitunter zu den Ländern mit der höchsten Abgabenquote

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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