Der Durchschnitts-Deutsche zahlt über 670 Euro in die Rente ein

Mitte des Monats berichtete die Bildzeitung, dass die Aktienrente der Ampel-Regierung gescheitert sei und sich nicht im Haushaltsplan der Bundesregierung wiederfinden würde. Tatsächlich kam der Aktienrente wenig später im neuen Haushaltsplan kaum Bedeutung zu. Johannes Vogel und die FDP wollen jedoch trotzdem daran festhalten. Ganz so abwegig ist ein solches Szenario im Hinblick auf die Corona-Krise und den Krieg in der Ukraine jedoch nicht. Die Ausgaben im Staatssäckel werden derzeit für viele andere Dinge benötigt.

Wieviel Geld die Rente tatsächlich verschlingt, ist den meisten Deutschen nicht bewusst. Mit Blick auf den demografischen Wandel wird sie jedoch immer schwieriger zu finanzieren sein. Schon heute wird das deutsche Rentensystem jährlich durch Steuergelder in Höhe von rund 100 Milliarden Euro subventioniert. Die Zahlungen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber reichen also schon heute nicht aus. Doch wieviel bezahlt der Durchschnittsdeutsche für seine Rente tatsächlich? Das wollen wir in diesem Beitrag einmal näher aufzeigen.

Auf dem Lohnzettel steht nicht alles

Hierfür müssen wir zunächst klären, was man in Deutschland im Schnitt so verdient. Der Durchschnittsverdienst bei einem Vollzeit-Arbeitnehmer betrug im Jahr 2020 3.975 Euro und damit 47.700 Euro vor Steuern und Sozialabgaben im Jahr. Dieser Wert wird in der Praxis mit Blick auf die seltenen Millionengehälter oder die sechsstelligen Jahreseinkommen stark verzerrt, weshalb wir für diese Betrachtung eher das Median-Gehalt heranziehen. Dieses belief sich vor Steuern zuletzt auf 43.200 Euro im Jahr und damit auf 3.600 Euro brutto im Monat. Die Hälfte der Deutschen verdient weniger, die andere liegt darüber.

Auf dem Lohnzettel der Arbeitnehmer werden die fälligen Steuern und Sozialabzüge separat ausgewiesen. Der Beitrag für die Rentenversicherung stellt dabei den größten Posten der Sozialabgaben dar, ist jedoch geringer als der Steueranteil durch die Lohnsteuer. Bei einem Monatsbrutto von 3.600 Euro bezahlt der Arbeitnehmer Monat für Monat 334,80 Euro in die Rentenkasse ein, erst danach folgen die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung in Höhe von 286,20 und 67,50 Euro sowie für die Arbeitslosenversicherung in Höhe von 43,20 Euro. Die Lohnsteuer beläuft sich auf 535,41 Euro, die etwaige Kirchensteuer in Bayern auf 42,83 Euro.

Auch der Arbeitgeber zahlt mit ein

Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn auf der Lohnabrechnung wird nur der Arbeitnehmer-Anteil ausgewiesen. Tatsächlich liegen die Kosten für den Arbeitgeber deutlich höher, da auch dieser Abgaben für seine Mitarbeiter leisten muss. Grob überschlagen liegen die tatsächlichen Kosten für einen Arbeitnehmer etwa 20 % über den ausgewiesenen Monatslohn.

Beim Median-Gehalt belaufen sich die Gesamtkosten für den Mitarbeiter beim Arbeitgeber auf 53.768,88 Euro jährlich, bzw. auf 4.480,74 Euro pro Monat. Der Arbeitgeber bezahlt weitere 334,80 Euro für seinen Mitarbeiter in die Rentenversicherung ein, sodass man auf einen Rentensatz von derzeit 18,6 % kommt. Tatsächlich nimmt die Deutsche Rentenversicherung im Median pro Arbeitnehmer also 669,60 Euro ein.

ArbeitnehmerArbeitgeberGesamt
Bruttogehalt3.600,00,-4.480,74,-
Rentenversicherung334,80,-334,80,-669,60,-
Arbeitslosenversicherung43,20,-43,20,-86,40,-
Pflegeversicherung67,50,-54,90,-122,40,-
Krankenversicherung286,20,-286,20,-572,40,-
Umlagen161,64,-161,64,-
Lohnsteuer535,41,-535,41,-
Solidaritätszuschlag
Kirchensteuer42,83,-42,83,-
Sozialabgaben gesamt731,70,-719,10,-
Steuern gesamt578,24,-
Auszahlung / Kosten2.290,06,-4.480,74,-

Zusätzlich privat Vorsorgen

Doch damit nicht genug: Um im Alter finanziell keine großen Abstriche machen zu müssen, empfehlt die Deutsche Rentenversicherung ihren Versicherten die Altersvorsorge auf drei Säulen aufzubauen und sich damit nicht nur auf die staatlichen Leistungen allein zu verlassen.

Die zweite Säule sieht eine betriebliche Altersvorsorge durch den Arbeitgeber vor, welcher mithilfe einer Betriebsrente die späteren Rentenzahlungen zusätzlich aufstocken soll. Die dritte Säule nimmt den Versicherten selbst in die Pflicht und sieht eine private Altersvorsorge vor, wie wir sie in diesem Blog immer wieder behandeln.

Zu den oben genannten 669,60 Euro kommen also noch weitere Beträge im Monat obendrauf. Doch nicht jeder wird zusätzlich vom Arbeitgeber unterstützt oder kann in Zeiten einer hohen Inflationsrate überhaupt zusätzlich Geld für sein Alter auf die Seite packen. Gehen wir allerdings davon aus, dass der Arbeitgeber die Altersvorsorge seines Arbeitnehmers monatlich mit 200 Euro bezuschusst und der Arbeitnehmer selbst 100 Euro sparen kann, dann kommen wir auf eine Gesamtsumme von fast 1.000 Euro im Monat, die allein für die Rente eines jeden von uns aufgewendet wird.

Wenn man gut verdient oder sich selbstständig gemacht hat, würde man tatsächlich einen vierstelligen Betrag Monat für Monat für die Altersvorsorge auf die Seite packen? Der Arbeitgeber-Anteil wird bestimmt gerne vergessen! Auf welchen Sparbetrag kommen unsere Leser?

Keyfacts

  • im Median bezahlt ein Arbeitnehmer 334,80 Euro im Monat in die Rente ein
  • der Arbeitgeber gibt den selben Betrag noch einmal oben drauf
  • die Rentenversicherung empfiehlt zusätzliche Vorsorge
  • … durch betriebliche Renten
  • … oder private Vorsorge
  • so kommen locker vierstellige Monatsbeträge zusammen
  • die hohen Beträge reichen bereits heute nicht aus

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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