Vier Gründe warum der Sparerpauschbetrag weiter steigen muss

Eine der Errungenschaften des liberalen Finanzministers Christian Lindner und der aktuellen Regierungskoalition aus SPD, FDP und Grüne war die Erhöhung des Sparerpauschbetrags, die zu Beginn des Jahres in Kraft getreten war. Der Freibetrag stellt eine wichtige steuerliche Regelung dar, die Sparerinnen und Sparern eine Erleichterung bei der Abgeltungsteuer ermöglichen und zugleich einen Anreiz zum Sparen, aber auch für die eigenverantwortliche Altersvorsorge abseits der gesetzlichen Rente bieten soll.

Lag der Freibetrag bis zum Jahr 2022 noch bei 801 Euro für Singles und 1.602 Euro für verheiratete Paare, sind diese Beträge Anfang 2023 auf 1.000, bzw. 2.000 Euro erhöht worden. Dass dies noch lange nicht ausreicht, soll in diesem Artikel einmal näher erläutert werden.

Inflation und Kaufkraftverlust

Eine der Hauptursachen für die Notwendigkeit einer weiteren Anpassung des Sparerpauschbetrags ist die Inflation. Sie führt dazu, dass Geld im Laufe der Zeit an Kaufkraft verliert. Die gleiche Menge Geld wird in der Zukunft weniger wert sein als heute. Gerade in den letzten Monaten hat die Inflation kräftig zugelegt. Die Lebenshaltungskosten gerade bei Energie und Lebensmitteln sind deutlich gestiegen. Wir müssen heute mehr Geld beiseitelegen, um für künftige Ausgaben gerüstet zu sein. Ein höherer Sparerpauschbetrag würde den Kaufkraftverlust mildern und die finanzielle Vorsorge aller stärken.  

Im Übrigen wurde der Freibetrag seit 2009 nicht mehr angefasst – 13 Jahre, während der Sparer im Schnitt etwa 2 bis 3 % Wertverlust durch die Inflation hinnehmen mussten. In den Jahren von 2002 bis 2003 betrug der Sparerfreibetrag sogar mal 1.550 Euro und man konnte eine zusätzliche Werbungskostenpauschale anrechnen, um beispielsweise die Kosten für den Besuch der Aktionärsversammlung steuerlich geltend zu machen.

Langfristige Finanzplanung

Ein hoher Sparerpauschbetrag würde es außerdem ermöglichen, langfristiger planen zu können und die Ersparnisse effektiver anzulegen. Mit einem höheren Pauschalbetrag könnte man mehr Geld in verschiedene Anlageformen investieren, um sein Vermögen zu schützen und zu vermehren – genau wie wir es mit Blick auf eine breite Steuerung in diesem Blog immer wieder propagieren. Dies würde nicht nur den Einzelnen zugutekommen, sondern außerdem die wirtschaftliche Stabilität des Landes fördern, indem man den Kapitalmarkt stimuliert und Investitionen fördert.

Zukunftssicherung

Die Alterung der Bevölkerung und der Rückgang staatlicher Rentenleistungen machen eine private Altersvorsorge immer wichtiger. Ein höherer Sparerpauschbetrag würde es den Bürgern und Bürgerinnen erleichtern, für ihre Zukunft vorzusorgen und ihre finanzielle Sicherheit im Alter zu gewährleisten. Letztendlich würde das die staatlichen Hilfen entlasten und damit die Belastung für die nächsten Generationen verringern.

Hohe Zinsen

Vor allem aber weil auch die Zinsen, die man für sein Guthaben erhält, in den letzten Monaten drastisch gestiegen sind, sollte der Sparerpauschbetrag schnellstmöglich weiter steigen. Auf vielen Tagesgeldkonten erhält man inzwischen wieder 3,5 % pro Jahr, teilweise sogar schon über 4 %. Damit ist selbst der aktuelle Pauschalbetrag von 1.000 Euro schnell ausgeschöpft.

Wer den Median von 3.650 Euro verdient und damit jeden Monat etwa 2.400 Euro netto zur Verfügung hat, der sollte allein mit Blick auf den Notgroschen sechs Monatsnettogehälter und damit rund 14.400 Euro nur für seine Notreserve auf der hohen Kante halten. Damit allein hätte er bei 3,5 % Zinsen bereits 504 Euro und damit etwas mehr als die Hälfte des aktuellen Sparerpauschbetrags ausgeschöpft. Wenn er dann noch zusätzlich Geld für sein Alter anlegen würde, ist auch die andere Hälfte schnell erreicht.

Bei gleichem Zinssatz und 25.000 Euro auf dem Tagesgeld, bekommt man bereits 875 Euro im Jahr und unterbietet damit den steuerfreien Betrag nur knapp. Bei 50.000 Euro ist diese Summe bereits im Juli ausgeschöpft, bei 100.000 Euro sogar schon nach im vierten Monat. Durch den Zinseszinseffekt verstärkt sich das über Jahre immer mehr.

Monat2.000 Euro5.000 Euro10.000 Euro25.000 Euro50.000 Euro100.000 Euro
Januar5,83 Euro14,58 Euro29,17 Euro72,92 Euro145,83 Euro291,67 Euro
Februar11,67 Euro29,17 Euro58,33 Euro145,83 Euro291,67 Euro583,33 Euro
März17,50 Euro43,75 Euro87,50 Euro218,75 Euro437,50 Euro875,00 Euro
April23,33 Euro58,33 Euro116,67 Euro291,67 Euro583,33 Euro1.166,67 Euro
Mai29,17 Euro72,92 Euro145,83 Euro364,58 Euro729,17 Euro1.458,33 Euro
Juni35,00 Euro87,50 Euro175,00 Euro437,50 Euro875,00 Euro1.750,00 Euro
Juli40,83 Euro102,08 Euro204,17 Euro510,42 Euro1.020,83 Euro2.041,67 Euro
August46,67 Euro116,67 Euro233,33 Euro583,33 Euro1.166,67 Euro2.333,33 Euro
September52,50 Euro131,25 Euro262,50 Euro656,25 Euro1.312,50 Euro2.625,00 Euro
Oktober58,33 Euro145,83 Euro291,67 Euro729,17 Euro1.458,33 Euro2.916,67 Euro
November64,17 Euro160,42 Euro320,83 Euro802,08 Euro1.604,17 Euro3.208,33 Euro
Dezember70,00 Euro175,00 Euro350,00 Euro875,00 Euro1.750,00 Euro3.500,00 Euro

Im Laufe eines Lebens sind solche Summen nicht gerade unrealistisch, gerade dann, wenn man sich zum Ziel gesetzt hat, 100.000 Euro schon im Alter von unter 30 Jahren anzuhäufen, um es später für die Altersvorsorge leichter zu haben.

Keyfacts

  • eine Erhöhung…
  • … sollte den Kaufkraftverlust entgegenwirken
  • … schafft Anreiz zum Sparen
  • … erleichtert die langfristige Finanzplanung
  • … senkt die Zusatzleistungen des Staates bei der Rente
  • hohe Zinsen schöpfen den Betrag schnell aus

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

Alle Beiträge ansehen von Andreas Stegmüller →