Was man vor wenigen Jahren lediglich von Schwellenländern oder Ländern mit schwierigen Staatsfinanzen kannte, ist nun im Euroraum angekommen: Eine Inflationsrate im zweistelligen Bereich. Zuerst meldeten die baltischen Staaten rund um Estland, Lettland und Litauen Teuerungsraten jenseits der 10 %, kürzlich gesellten sich dann die Niederlande und Spanien hinzu. Wie das Statistische Bundesamt in der vergangenen Woche mitteilte, ist eine zweistellige Inflationsrate nun auch in Deutschland angekommen. Demnach lag die Teuerung im September bei 10 % und damit auf dem höchsten Stand seit den 1950er-Jahren. Im August hatte sie noch bei 7,9 % gelegen.
Im Jahresvergleich sprunghaft angestiegen sind vor allem die Energiepreise. Die waren im September 2022 43,9 % höher als im Vorjahresmonat und legten damit noch einmal kräftig zu. Grund hierfür ist aber auch das Ende des Tankrabatts und des 9-Euro-Tickets für den öffentlichen Nahverkehr. Zwar war gerade Ersterer zu Beginn sehr umstritten, sorgte am Ende bei den Bürgern aber dennoch für eine deutliche Entlastung, denn nach dessen Abschaffung am 1. September war der Preisanstieg an den Zapfsäulen erheblich. Die Preise für Bus und Bahn wurden nach dem Ende des populären 9-Euro-Tickets ebenfalls teurer als vor dem Ticket und stiegen teils um über 10 %.
Aber auch die Preise für Nahrungsmittel stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat überdurchschnittlich an und kletterten im Schnitt um 18,7 % nach oben. Aus der Praxis kann ich vor allem Butter, Nudeln und Gemüse nennen. Kosteten 500 g Nudeln zu Beginn des Jahres beim Discounter um die Ecke noch 49 Cent, sind es heute 89 Cent. Ein Päckchen Butter kostet fast 60 % mehr, ein halber Liter Milch fast 40 %. Negativ überrascht war ich außerdem über die Kosten für meinen letzten Döner. Stolze 8,10 Euro musste ich dafür bezahlen – immerhin mit Schafskäse als Extra, trotzdem deutlich mehr als noch vor wenigen Monaten.
Weniger stark nach oben ging es laut den Zahlen des Statistischen Bundesamt bei den Kosten für Dienstleistungen oder die Wohnungsmiete. Nach den Erhebungen stiegen die Preise hier nur um 3,6, bzw. um 1,7 %. Der vorläufige Gesamtindex liegt somit bei 10,0 %. Die endgültigen Ergebnisse will man in der nächsten Woche am 13. Oktober veröffentlichen.
Dass eine Inflation von der Politik und den Zentralbanken häufig sehr beschönigt wird, darüber hatten wir bereits ausführlich berichtet. Auch die Auswirkungen sind klar: Schon eine Inflation von nur 1,5 % hat eine erhebliche Bedeutung für unsere Kaufkraft. So muss man für eine Ausgabe von 1.000 Euro nach zehn Jahren schon 1.160,55 Euro berappen und damit eine Preissteigerung von 16,06 % hinnehmen. Der Kaufkraftverlust liegt bei 13,83 %, die künftige Kaufkraft bei nur noch 861,67 Euro. Bei den jetzt herrschenden 10 % sehen die Zahlen noch viel düsterer aus. Bitcoin könnte dieses Problem lösen.
Doch jeder hat seine ganz persönliche Inflationsrate, die man beispielsweise über die Webseite des Statistischen Bundesamtes ausrechnen kann. Wer sparsam lebt, den trifft es nicht ganz so hart – die einzig positive Nachricht dabei.