Zum Start dieses Blogs veröffentlichten wir im August 2021 eine umfangreiche Artikelstrecke zum Deutschen Rentensystem. Darin gingen wir nicht nur auf die Thematik der Rentenlücke ein oder wiesen auf die Problematik rund um den demografischen Wandel hin, sondern erklärten natürlich auch wie das deutsche Rentensystem funktioniert. Außerdem machten wir zahlreiche Verbesserungsvorschläge und gingen darauf ein, wie wir selbst mit der Rentenproblematik umgehen und unsere Altersvorsorge bestreiten.
Eines ist bereits heute sicher: Wer im Alter einen finanziell sorgenfreien Lebensabend verbringen möchte, der muss entweder selbst zusätzlich vorsorgen oder während seines Arbeitslebens überaus gut verdienen. Wie viel, das haben wir einmal durchgerechnet.
Sammeln von Rentenpunkten, Durchschnittsgehalt
Wer ausrechnen möchte, wie viel Geld man während seines Arbeitslebens im Durchschnitt verdienen muss, der muss zunächst wissen, wie sich die spätere Rente berechnet. Sie setzt sich aus dem Durchschnittsgehalt und sogenannten Rentenpunkten zusammen. Für jeden erhaltenen Rentenpunkt bekommt man aktuell in den alten Bundesländern 36,02 Euro pro Monat, im Osten dagegen 35,52 Euro. Einen kompletten Rentenpunkt erhält derjenige, der exakt den Durchschnittslohn innerhalb eines Kalenderjahres verdient hat. Wer darunter liegt, bekommt anteilsmäßig weniger, darüber gibt es hingegen etwas mehr Punkte für das eigene Rentenkonto. Pro Jahr lassen sich maximal zwei Rentenpunkte sammeln.
Für das Jahr 2023 hat die Deutsche Rentenversicherung ein Durchschnittsgehalt von 43.142 Euro brutto im Western und 41.966 Euro brutto im Osten festgesetzt. Je nach Gehalt und Arbeitsdauer kann so eine unterschiedliche Zahl an Rentenpunkten gesammelt werden:
Bruttogehalt | Rentenpunkte nach 30 Jahren | Rentenpunkte nach 35 Jahren | Rentenpunkte nach 40 Jahren |
---|---|---|---|
2.000 Euro | 16,69 | 19,47 | 22,25 |
3.000 Euro | 25,03 | 29,21 | 33,38 |
4.000 Euro | 33,38 | 38,94 | 44,50 |
5.000 Euro | 41,72 | 48,68 | 55,63 |
Da es im Westen pro erhaltenen Rentenpunkt die bereits oben erwähnten 36,02 Euro gibt, erhält man je nach Gehalt folgende Bruttorente:
Bruttogehalt während des Arbeitslebens | Bruttorente nach 30 Jahren | Bruttorente nach 35 Jahren | Bruttorente nach 40 Jahren |
---|---|---|---|
2.000 Euro | 601,14 Euro | 701,33 Euro | 801,52 Euro |
3.000 Euro | 901,71 Euro | 1.052,00 Euro | 1.202,28 Euro |
4.000 Euro | 1.202,28 Euro | 1.402,66 Euro | 1.603,04 Euro |
5.000 Euro | 1.502,85 Euro | 1.753,33 Euro | 2.003,80 Euro |
Da pro Jahr maximal 2,03 Rentenpunkte verdient werden können, gilt eine Obergrenze und somit eine Beitragsbemessungsgrenze. Wer pro Jahr im Westen 87.600 Euro verdient, kann keine weiteren Rentenpunkte für dieses Jahr ansammeln. Im Osten liegt der Betrag entsprechend bei 85.200 Euro, was pro Monat 7.300, bzw. 7.100 Euro entspricht.
Maximal kann man bei einem 35-jährigen Arbeitsleben also rund 2.560 und 2.926 Euro Rente einstreichen.
Notwendiges Monatsbrutto für die eigene Wunschrente
Um damit jetzt die eigene Wunschrente ausrechnen zu können, muss man wissen, dass im Gegensatz zu vor ein paar Jahren für die Rente später Abgaben und Steuern fällig werden. Dieser Anteil ist stets individuell, weswegen wir unten stehend eine möglichst realistische Annahme getroffen haben. Von diesen Bruttowerten kann man dann ausrechen, wie viele Rentenpunkte man für seine Wunschrente benötigt.
Was hier bereits auffällt: Die benötigten Rentenpunkte für die 2.000 Euro hohe Nettowunschrente, bekommt man nur dann zusammen, wenn man mindestens 35 Jahre lang arbeitet und dabei stets etwa das Doppelte als der Durchschnitt verdient. Wer nur 30 Jahre am Arbeitsmarkt agiert und dabei im Schnitt mindestens das Doppelte verdient, kann maximal 60,9 Rentenpunkte sammeln. Das genügt nicht, um auf die benötigten 68,30 Rentenpunkte zu kommen. Man wird sich also mit weniger als 2.000 Euro Nettorente zufriedengeben müssen.
Netto-Wunschrente | Brutto-Wunschrente | Benötigte Rentenpunkte | Monatsbrutto 30 Jahre Arbeitsleben | Monatsbrutto 35 Jahre Arbeitsleben | Monatsbrutto 40 Jahre Arbeitsleben |
---|---|---|---|---|---|
1.000 | 1.125,49 | 31,25 | 3.744,97 | 3.209,97 | 2.808,72 |
1.500 | 1.757,55 | 48,79 | 5.846,94 | 5.011,66 | 4.385,20 |
2.000 | 2.460,33 | 68,30 | (8.185,00) | 7.015,71 | 6.138,75 |
Wie bereits erwähnt, ist eine Nettorente in Höhe von 2.000 Euro bei einer Arbeitszeit von 30 Jahren aufgrund der Beitragsbemessungsgrenze nicht erreichbar. Theoretisch müsste man knapp unter 8.200 Euro pro Monat verdienen. Mit 35 Arbeitsjahren ist die Nettorente von 2.000 Euro schaffbar. Dafür müssen jedoch knapp über 7.000 Euro pro Monat durchgängig erreicht werden – ein Verdienst, den nur die wenigsten in ihrem Leben tatsächlich erreichen dürften. Die meisten sollten mit einem Gehalt von etwa 3.000 bis 4.000 Euro später rund 1.000 bis 1.200 Euro Rente einstreichen können.
2.000 Euro Rente sind kaum zu schaffen
Wer sich diese Zahlen näher anschaut, kann nur zu dem Entschluss kommen, dass sich eine großzügige, gesetzliche Rente im Alter nur dann erreichen lässt, wenn man verhältnismäßig viel verdient und gleichzeitig möglichst lange in das umlagefinanzierte System einzahlt. Selbst für eine Nettorente von nur 1.500 Euro muss man bei einer Arbeitszeit von 35 Jahren bereits über 5.000 Euro brutto verdienen und das jeden Monat. Wer zeitweiße seinen Job verliert oder zeitweiße weniger verdient, muss später Rente einbüßen. Selbst Durchschnittsverdiener können von solchen Zahlen nur träumen und werden diese vermutlich nie erreichen. Altersarmut und weitere soziale Probleme sind quasi vorprogrammiert.
Eine zusätzliche, private Vorsorge ist daher zwingend notwendig, zumal auch weitere Faktoren, wie die Inflation oder der demografische Wandel, das System zusätzlich belasten. Wir können stets ein Bewusstsein dafür schaffen und an jeden appellieren, zusätzlich eigenständig vorzusorgen. Am Ende hat es jeder jedoch selbst in der Hand…