Anleitung: Fast 20 % auf USD-Stablecoins erhalten

Für unsere kurzfristig laufenden Anlagen greifen wir längst nicht mehr nur auf Tages- und Festgeldkonten zurück, bei denen wir zwar so gut wie kein Risiko haben, jedoch nach Abzug der Inflation auch überhaupt keine Rendite einstreichen können. Um den Ertrag in diesem Segment zu verbessern, greifen wir daher auf ausländische Konten, auf P2P-Kredite und vor allem auf das Lending von Stablecoins zurück, was uns zwar mit einer hohen Rendite beglückt, jedoch den Totalausfall unserer gesamten Einlage zur Folge haben kann. Diversifikation ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg, denn 100 Euro in Stablecoins können rentabler sein als das Zehnfache auf dem Tagesgeld, wohingegen ein Verlust der 100 Euro mit Blick auf das Gesamtportfolio locker zu verschmerzen wäre.

Bislang haben wir für das Staking/Lending von Stablecoins fast ausschließlich unsere favorisierte Cryptobörse Crypto.com verwendet, wo wir in Verbindung mit der Jade-Green-Karte bei einer Anlagedauer von drei Monaten stolze 12 % an Zinsen pro Jahr einstreichen konnten. Da sich die Konditionen des Earn-Programms im April teilweise merklich verschlechtern werden und wir ohnehin weitere Plattformen und Anbieter ins Portfolio aufnehmen wollten, um uns breiter aufzustellen, sind wir im Zuge unserer Recherche auf das LUNA-Ökosystem und das Anchor-Protokoll gestoßen, das uns mit überschaubarem Risiko rund 19,5 % an Zinsen auf den US-Dollar einfahren lässt.

Terra (LUNA) und UST

Konkret wird dabei auf dem Stablecoin UST gesetzt, welcher auf dem LUNA-Ökosystem der Terra-Blockchain (Whitepaper) basiert, die das Proof-of-Stake-Konsensverfahren nutzt, um das Netzwerk betreiben zu können. Das Ziel von Terra (LUNA) ist es, Stablecoins zu entwickeln, die sich am Wert der realen Fiat-Währungen wie eben dem US-Dollar oder Euro orientieren. Das Netzwerk soll nicht nur für deren Preisstabilität sorgen, sorgen außerdem schnelle und kostengünstige Transaktionen anbieten sowie zensurresistent sein. Terra wurde bereits Anfang 2018 von Do Kwon und Daniel Shin entwickelt und wird von Terraforms Lab betrieben. Die Betreiber und Macher sind somit bekannt und verstecken sich nicht.

Ein algorithmischer Stablecoin

Das Protokoll besteht im Wesentlichen aus einem Zwei-Token-System, welches sich aus LUNA und Terra zusammensetzt. Mithilfe des Open-Source-Protokolls können algorithmische Stablecoins erstellt werden, die nicht durch die klassischen Währungen gedeckt werden, sondern ihre Preisstabilität anhand von Algorithmen aufrechterhalten.

Verschiebung von Angebot und Nachfrage sollen Stabilität bringen

Am Beispiel des TerraUSD (UST) werden der US-Dollar-Preis und der Preis für den LUNA-Token gegenübergestellt. Übersteigt der Preis von UST den realen Dollar-Preis, so müssen LUNA-Tokens verbrannt und neue TerraUSD-Token erstellt werden. Durch die Erhöhung des Angebots fällt der Preis des Stablecoins ab, durch die Verknappung von LUNA steigt hingegen der Preis für den Netzwerk-Token. Die Menge beider Tokens ist variabel, durch die Verschiebung von Angebot und Nachfrage wird der Preis stabil gehalten, die Schwankungen für den UST-Stablecoin sollen äußerst gering sein.

Fällt hingegen der Preis von UST unter das Niveau des realen US-Dollars, erhalten Netzwerk-Nutzer attraktive Angebote, um TerraUSD zu verbrennen und neue LUNA-Token zu erzeugen. Es findet erneut eine Verschiebung von Angebot und Nachfrage statt, was zu der gewünschten Preisänderung des Stablecoins führen soll. In der Praxis sollte TerraUSD nur geringfügig schwanken und immer in etwa auf dem Preisniveau eines US-Dollars liegen.

Das machen wir uns zunutze und kaufen zunächst UST auf einer Kryptowährungsbörse und transferieren die Token in das Sparprotokoll von Anchor (ANC), welches in der Regel knapp unter 19,5 % auf Terra-Stablecoin-Einlagen verspricht. Die hohe Rendite kommt über verschiedene Staking-Belohnungen verschiedener Proof-of-Stake-Blockchains zustande, wurde jedoch auch dafür geschaffen, um die Nachfrage nach TerraUSD zu erhöhen, um die Plattform insgesamt attraktiver zu machen.

Das Anchor-Protokoll bringt Kreditgeber und Kreditnehmer zusammen. Auf der einen Seite gibt es Anleger, die eine stabile Rendite auf ihre Stablecoins erzielen möchte, auf der anderen Kreditnehmer, die die hinterlegten Vermögenswerte leihen möchten. Das Anchor-Protokoll arbeitet wie eine Bank, das Terra-Netzwerk ist die Zentralbank.

Schritt für Schritt zu fast 20 % Rendite

Im ersten Schritt benötigen wir zunächst eine Krypto-Wallet, die die Terra-Blockchain unterstützt. Wir haben uns die TerraStation-Wallet besorgt, welche entweder als eigenständige Windows- und macOS-Anwendung läuft oder als Browser-Plugin verfügbar ist. Darin erstellen wir uns zunächst eine Wallet-Adresse, sichern diese mit einem starken Passwort ab und erhalten unsere zwölf Sicherheits-Wörter, die wir niemals verlieren dürfen. Nur mit diesen erhalten wir Zugang zu unserer Wallet.

Im nächsten Schritt müssen wir über eine Kryptobörse UST kaufen – je nachdem, wie viel wir Anlegen möchten. Hierfür können wir UST direkt bei Binance* gegen Euro erwerben, oder kaufen uns bei Crypto.com* den LUNA-Token, den wir anschließend auf unserer TerraWallet gegen UST eintauschen können. In beiden Fällen müssen wir die Token an unsere neue TerraStation-Wallet schicken.

Von dort aus geht es dann ins Anchor-Protokoll. Wir verbinden die Plattform mit unserer Terra-Wallet, gehen in den Earn-Bereich und legen dort unsere eben gekauften, bzw. getauschten UST ab. Sowohl die Transaktion von der Börse ins Wallet wie auch die Transaktion ins Anchor-Protokoll sind mit Gebühren verbunden. Wir sollten also ein paar Coins zusätzlich erwerben und diese in unserer Wallet halten, um die Anlage später auch wieder auflösen zu können. Pro Transaktion werden etwa 0,25 bis 1,20 UST fällig. Für die Auflösung des Kontrakts geht man einfach alle Schritte in umgekehrter Reihenfolge durch.

Das war es auch schon! Die Anlage generiert jetzt automatisch 19,5 % an Zinsen und zahlt die Rendite mit jedem neuen Block in der Terra-Blockchain aus, was in etwa alle sechs Sekunden passiert. So profitiert man bestmöglich vom Zinseszinseffekt.

Schritt für Schritt

Hohe Risiken bleiben

Doch Vorsicht: Staking und Lending von Stablecoins ist mit erheblichen Risiken verbunden, die die gesamte Einlage gegen Null laufen lassen können. Man sollte also nur Geld investieren, das man zu 100 % verlieren kann. Mögliche Risiken sind zum einen die Schwankungen des UST-Tokens, das Plattformrisiko, das Blockchain-Risiko, Fehler im Smart-Contract und natürlich das Währungsrisiko gegenüber dem US-Dollar und Euro. Rendite und Risiko gehen immer einher, was wir in unserem letzten Artikel aufgezeigt haben.

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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