Rentenniveau: Deutschland ganz weit unten

Dass gerade die jüngere Generation zusehen sollte, sich im Alter nicht ausschließlich auf das staatliche Rentensystem zu verlassen, sondern überwiegend auch privat vorsorgen sollte, darüber haben wir in diesem Blog bereits mehrfach berichtet. Gerade die Rentenlücke und damit grob gesagt die Differenz aus künftiger Rentenzahlung und dem letzten Arbeitsverdienst, sollte später im Alter als Mindestziel geschlossen werden können. Während der Durchschnittsdeutsche etwa 670 Euro Monat für Monat in die Rentenversicherung einzahlt, stehen die Chancen auf eine gute, gerechte und vor allem sorgenfreie Rente allerdings unter keinem guten Stern. Selbst im europäischen Vergleich schneidet Deutschland nicht gut ab.

Es ist nicht gerade leicht, die Rentenniveaus verschiedener Länder miteinander zu vergleichen. Allein in Europa existieren mehrere Systeme. Während die einen auf ein Umlagesystem setzen, bei dem die laufenden Zahlungen von aktuellen Beitragszahlern aus der Erwerbstätigkeit durchgereicht werden, finanzieren andere Staaten ihre Renten aus Steuern über eine Art Grundsicherung und verpflichten die Arbeitgeber zu einer Betriebsrente und damit ein Aufstocken der staatlichen Leistung. Teilweise setzen einzelne Länder auf eine Mischform und damit sowohl auf das Bismarck wie auch das Beveridge genannte Rentensystem.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlicht jährlich einen Bericht, der die Nettoersatzquoten unterschiedlicher Länder miteinander vergleicht und bietet somit eine grobe Vergleichsbasis des Rentenniveaus untereinander. Die Nettoersatzquote entspricht dem Nettorentenanspruch geteilt durch das Nettoarbeitsentgelt vor dem Renteneintritt unter Berücksichtigung der Einkommensteuern sowie Sozialversicherungsbeträge. Es wird somit die Altersrente zum letzten Nettoverdienst ins Verhältnis geschafft.

Demnach kam Deutschland im Jahr 2021 bei einem Durchschnittsverdienst auf eine Nettoersatzquote von 52,9 % und liegt damit im unteren Viertel innerhalb Europas. Spitzenreiter sind Ungarn und Portugal mit 94,0 und 90,3 %, gefolgt von den Niederlanden und Luxemburg mit rund 89 %. Österreich kommt auf 87,1 %, Dänemark auf 84,0 %. Selbst in Griechenland (93,6 %), Italien (81,7 %) und Spanien (80,3 %), den drei Ländern mit dem instabilsten Staatshaushalt des Kontinents, ist das Rentenniveau höher. Einzig die Schweiz, Irland, Polen und Estland schneiden mit deutlich unter 40 % noch schlechter ab.

LandNettoersatzquote
Ungarn94,0 %
Portugal90,3 %
Niederlande89,2 %
Luxemburg88,7 %
Österreich87,1 %
Dänemark84,0 %
Griechenland83,6 %
Italien81,7 %
Spanien80,3 %
Frankreich74,4 %
Slowakei69,4 %
Tschechien65,2 %
Slowenien63,3 %
Finnland63,2 %
Belgien61,9 %
United Kingdom58,1 %
Schweden56,2 %
Norwegen55,7 %
Lettland55,3%
Deutschland52,9 %
Schweiz50,7 %
Irland39,9 %
Estland33,8 %
Litauen30,7 %

Die Daten ermöglichen zwar einen groben Vergleich untereinander, sagen jedoch wenig darüber aus, wie gut es den Rentnern tatsächlich geht, denn die Lebenshaltungskosten und die Kaufkraft spielen bei diesen OECD-Zahlen keine Rolle. Sie zeigen aber: Entweder Deutschland bessert beim Rentensystem endlich nach – beispielsweise durch einen Staatsfonds wie in Norwegen oder eine Aktienrente – oder man wird sich weiterhin selbst um sein Auskommen im Alter sorgen müssen.

Besser frühzeitig darum kümmern und unabhängig bleiben!

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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