Bitcoin-Sparplan in Eigenverwahrung: UTXO-Management beachten

Einer der größten Vorteile von Bitcoin ist die Tatsache, dass man nicht mehr von Vertrauensparteien abhängig ist und stets in Eigenverantwortung auf dem Netzwerk agiert. Diese Eigenverantwortung mag für viele aber auch ein Nachteil sein, schließlich kann man sich bei Verlust des eigenen Private-Keys oder bei einer fehlerhaften Empfängeradresse nicht an den Support wenden und auf Kulanz hoffen. Wer eigenverantwortlich handelt, muss stets mit den Konsequenzen leben und daher immer für alle möglichen Szenarien vorbereitet sein.

Um immer einen Nachweis über den tatsächlichen Besitz seiner Bitcoin zu haben und nicht abhängig von Börsen zu sein, die jeder Zeit pleitegehen oder scamen können, empfiehlt sich die Verwahrung auf der eigenen Wallet. Im Idealfall nutzt man Anbieter wie Relai, die die Käufe direkt auf die eigene Wallet überweisen, und natürlich eine Hardwarewallet, bei der der private Schlüssel niemals das Gerät verlässt und die eine zusätzliche Bestätigung für das Ausführen von Transaktionen benötigt.

Wie bei Aktien und ETFs empfiehlt sich ein regelmäßiger Sparplan, um der Volatilität entgegenzuwirken und langfristig den Durchschnitt zu bezahlen. Doch genau dieses Vorgehen kann auf langfristiger Sicht zu teuren Problemen führen – Stichwort: „Unspent Transaction Output“ oder kurz gesagt UTXO.

Transaktionsgebühr ist unabhängig der Summe

Um das Problem zu verstehen, muss man einen tieferen Einblick in die Welt des Bitcoin und dessen Transaktionslogik vornehmen. Jede Bitcoin-Transaktion setzt sich auf der Blockchain aus sogenannten Inputs und Outputs zusammen, die später von den Wallets den Sendern und Empfängern zugewiesen werden, um die jeweiligen Salden bilden zu können. Im weiteren Sinne funktioniert eine Bitcoin-Transaktion wie der Tausch von klassischem Bargeld.

Nehmen wir an, wir bewahren in unserem Geldbeutel und damit in unserer Wallet 90 Euro auf, die in Form eines 50-Euro-, eines 20-Euro- und eines 10-Euro-Scheines sowie zweier 5-Euro-Scheine vorgehalten werden. Nun möchten wir etwas für 25 Euro bezahlen und müssen die Geldscheine auswählen, die den Betrag möglichst passend abbilden. Wir wählen in diesem Fall also einen 5- und den 20-Euro-Schein aus. Das sind quasi die Inputs, die wir in die Transaktion legen, während der Empfänger der Zahlung den Output in Höhe der vollen 25 Euro erhält.

Die Geldscheine, die sich in unserem Geldbeutel und unserer Wallet befinden, sind nichts anderes als Outputs vergangener Transaktionen, die wir noch nicht ausgegeben haben: Unspent Transaction Output.

Wechselgeld macht die Sache komplizierter

Auf den Bitcoin übertragen, bedeutet dies, dass wir jedes Mal, wenn wir Bitcoin erhalten, einen UTXO in unserer Wallet ansammeln, den wir später als Input für eine Transaktion verwenden können. Komplizierter wird es, wenn wir die Höhe eines Outputs nicht direkt mit einem oder mehreren Inputs begleichen können, denn UTXOs lassen sich immer nur in Gänze ausgeben. Dann müssen wir mit Wechselgeld arbeiten.

Wenn wir jetzt 21 Euro mit unseren Geldscheinen bezahlen möchten, legen wir unsere erhaltenen Outputs möglichst passend als Input in die Transaktion. Also erneut den 20- und 5-Euro-Schein. Wir erwarten dann ein Wechselgeld in Höhe von 4 Euro als zusätzlichen Output, der dann wiederum an uns zurück überwiesen wird. Wir erhalten einen neuen UTXO in Höhe des Wechselgeldes.

Wie bei Bargeld können UTXO nicht aufgeteilt, sondern müssen immer komplett ausgegeben werden. Wir überbezahlen den Empfänger und bekommen vom Netzwerk eine neuen sogenannten Change Output an unsere Adresse zurück. Die Transaktionsgebühr für die Miner wird nicht separat überwiesen, sondern entspricht der Differenz aller Inputs und Outputs und somit dem Betrag, der nicht explizit ausgegeben wurde. Der Empfänger erhält etwas weniger als der Sender losgeschickt hat. Die Netzwerkgebühren richten sich am benötigten Speicherplatz jeder Transaktion aus und jeder UTXO benötigt Platz in der Blockchain.

Je mehr UTXOs eine Transaktion beinhaltet, desto mehr Speicherplatz wird benötigt und desto höher fallen die Transaktionsgebühren aus. Sie sind immer unabhängig von der Überweisungssumme. Das kann insbesondere zu einem Problem werden, wenn ein UTXO nur wenige Sats enthält, die die Transaktionssumme übersteigen würden. Es entsteht Bitcoin-Staub, für den sich eine Transaktion nicht lohnt, da die Gebühren über dem eigentlichen Wert liegen. Es ist monetär uninteressant, diese Stats zu bewegen. Aber auch bei Sparplänen sollte man seine UTXOs stets im Blick behalten, denn mit jeder Ausführung auf seine Wallet erhält man einen weiteren UTXO. Bei monatlicher Ausführung sind das zwölf UTXOs pro Jahr, bei wöchentlicher schon 52.

Wer später seine Bitcoin verkaufen möchte, muss also mit hohen Transaktionsgebühren rechnen – vor allem dann, wenn die Auslastung des Netzwerkes und die Nachfrage nach Blockchain-Speicherplatz hoch sind.

Ein Rechenbeispiel

Wir haben einen wöchentlichen Bitcoin-Sparplan in Höhe der magischen 21 Euro. Nach zwei Jahren wollen wir den Gesamtbetrag zu einer dann aktuellen Mining-Fee von 150 sats/vB versenden. Wir haben insgesamt 104 UTXOs. Jeder UTXO belegt 148 Bytes und somit 15.392 Bytes kumuliert. Hinzu kommen ein Output zu 34 Bytes und ein Basis-Overhead, der auf jede Transaktion aufgeschlagen wird, zu 10 Bytes. Die Beispiel-Transaktion ist also 15.392 + 32 + 10 = 15.434 Bytes groß.

Bei der oben genannten Mining-Fee sind das 2.315.100 Sats, was bei einem Bitcoin-Preis von 40.000 US-Dollar fast 900 US-Dollar entspricht. Zum Vergleich: Die gleiche Transaktion mit nur einem Input kommt auf lediglich 190 Bytes und kostet somit nur 28.500 Sats und damit beim gleichen Kurs nur etwa 11 Euro. Ein Transaction-Size-Calculator und Mempool.space können hier helfen.

Gebühren mit 104 UTXOs:

104 x 148 Bytes (Input) + 1 x 32 Bytes (Output) + 10 Bytes (Overhead) = 15.392 Bytes * 150 sats/vb (Minig-Fee) = 2.315.100 sats (Fee)

Gebühren mit 1 UTXO:

1 x 148 Bytes (Input) + 1 x 32 Byte (Output) + 10 Bytes (Overhead) = 190 Byte * 159 sats/vb (Minig-Fee) = 28.500 sats (Fee)

Die Lösung: Strategisches UTXO-Management

Alle einzelnen UTXOs lassen sich über eine einzige Transaktion an die eigene Wallet zu einer UTXO zusammenführen, was man am besten zu Marktphasen mit niedrigen Netzwerkgebühren macht. Das kostet zwar einmalig Transaktionsgebühren, der Vorgang reduziert jedoch für die Zukunft die Transaktionsgebühren, da trotz regelmäßiger Sparraten stetig die eigenen UTXOs reduziert werden.

Bei Ledger Live kann man bei einer ausgehenden Transaktion nicht nur die Gebühr festlegen, die man bereit ist pro vByte zu bezahlen, sondern obendrein die UTXOs auswählen, die man nutzen möchte. Bei einer Überweisung des kompletten Bitcoin-Bestands an die eigene Adresse wird aus allen einzelnen UTXOs ein einziger Output und somit nur noch ein späterer Input erzeugt.

Außerdem sollte man vorausplanen und nicht jede kleinste Transaktion direkt auf das Hardwarewallet durchführen. Man muss seinen eigenen Mittelweg finden, Coins ein bisschen länger auf Börsen liegen zulassen. Man macht seine Bitcoin-Investments effizienter. Alternativ kann man das Lightning-Netzwerk nutzen, wofür wir ebenfalls seit geraumer Zeit eine Fullnode betrieben. Dann fallen erst bei der Schließung eines Channels Bitcoin-Transaktionsgebühren an.

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  • Ammous, Saifedean (Autor)

Letzte Aktualisierung am 27.04.2024 um 15:02 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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