Trading: Der professionelle Umgang mit Hebel

Einer der Gründe, weswegen sich risikofreudige Anleger immer wieder im kurzfristigen Börsenhandel versuchen, ist die Aussicht auf hohe Gewinne, die sich theoretisch binnen kürzester Zeit erwirtschaften lassen. An der Börse toben sich nicht nur die Langfrist-Anleger aus, die sich um ihre Altersvorsorge bemühen, sondern auch diejenigen, die kurzfristig auf besonders hohe Gewinne hoffen. Ein finanztechnisches Instrument ist dabei der Hebel, welcher es ermöglicht, mit größeren Positionen zu handeln als eigentlich an Eigenkapital zur Verfügung steht. Das kann die Rendite potentiell erhöhen, birgt aber auch ein erhöhtes Verlustrisiko. Wie man professionell mit der Hebelwirkung umgehen kann, das soll dieser Artikel näher erläutern.

Die Auswirkungen mit und ohne Hebel

Wer eine Aktie kauft, der muss bei den meisten Brokern stets den vollen Betrag vorhalten. Stiegt diese Aktie dann bei einem Anlagebetrag von 1.000 Euro um 20 %, steigt auch das Portfolio um 200 Euro. Das ist natürlich kongruent für den Fall eines Kursrückgangs. Wer hingegen mit Hebel kauft, kann beim Trading eine Position einnehmen, die weitaus mehr wert ist als das eingesetzte Kapital. Die Differenz aus Positionsgröße und Kapitaleinsatz wird vom Broker zur Verfügung gestellt.

Bei einem 5er Hebel müsste man für die gleiche Positionsgröße lediglich 200 Euro vorhalten, während die restlichen 800 Euro vom Broker vorgestreckt werden. Die Position wäre in Relation also fünfmal so groß wie der initiale Kapitaleinsatz des Anlegers. Trotzdem bekommt dieser so bei einer positiven Kursentwicklung der oben genannten 20 % die vollen 200 Euro gutgeschrieben. Bei Positionsschließung erhält der Trader seine eingesetzten 200 Euro zurück, der Broker bekommt seine verliehenen 800 Euro zurück und der gesamte Gewinn landet auf dem Konto des Traders. Durch die Hebelwirkung hat er in diesem Beispiel seinen Einsatz verdoppelt. Bei einem Kursrückgang in gleicher Höhe, wäre der Einsatz hingegen komplett verloren.

Für das Auslegen des zusätzlichen Kapitals nimmt der Broker einen Zinssatz und kann so seinen eigenen Umsatz zusätzlich zu den eigentlichen Gebühren weiter steigern. Egal ob ein Trade positiv oder negativ verläuft: Der Broker erhält immer seine Gebühren, was zu dessen Gewinn beiträgt. Je mehr Handelsumsatz getätigt wird, desto mehr Geld verdient er.

Damit sich seine Kunden nicht überhebeln und das geliehene Geld auch noch verlieren, muss der Trader bei jedem Handelsgeschäft eine Sicherheitsleistung hinterlegen. Ist diese aufgebraucht, wird der Trade automatisch geschlossen, um Anleger und Broker vor finanziellen Schäden zu schützen.

Das Zusammenspiel aus Hebel und Margin

Bei einem Hebelverhältnis von 5:1 muss eine Marginrate von 20 % des Exposures hinterlegt werden; also 20 % der vollen Positionsgröße. Bezogen auf das oben genannte Beispiel bedeutet das bei einem Handelsumfang von 1.000 Euro eine Margin von 200 Euro, die zur Eröffnung des Trades mindestens vorgehalten werden muss. In diesem Fall beträgt das Hebelverhältnis 5:1 und die Marginrate 20 %. Wenn sich die Verluste nun den 200 Euro nähern, erhöht sich automatisch die Margin-Auslastung des Trades. In der Regel benachrichtigt der Broker bei einer Auslastung der Margin von 80 % den Trader, was einem Verlust von 160 Euro entsprechen würde. Dieser kann dann entweder zusätzliche Margin bereitstellen, indem er weiteres Geld nachschießt, oder aber der Trade wird bei vollständiger Margin-Auslastung automatisch geschlossen und der volle Verlust realisiert.

Dieses Zusammenspiel aus Margin und Hebel kann sich ein professioneller Trader zunutze machen. Er eröffnet zunächst eine Position ohne Hebel und wartet ab, wie sich diese entwickelt. Theoretisch wird der Trade erst dann liquidiert, wenn der volle Einsatz aufgebraucht, sprich der Kurs komplett gegen Null gelaufen ist. Mit einem 2er Hebel könnte er maximal einen Kursrückgang von 50 % verkraften, bei einem 4er Hebel lediglich 25 %. Je höher der Hebel, desto näher liegt der Liquidationspreis am Einstiegspreis.

Entwickelt sich der Trade nun in die gewünschte Richtung, kann der Trader seinen Stoploss auf Einstand ziehen und den Hebel erhöhen, um Teile seines Einsatzes als hinterlegte Margin herauszunehmen. Die Position erhält dann zwar einen Liquidationspreis, dieser liegt jedoch immer unter dem Einstieg, da die Position bereits im Gewinn ist. Kommt der Kurs zurück, wird der Trade breakeven geschlossen, der Liquidationspreis nicht erreicht.

Mit dem dadurch frei gewordenen Geld kann der Trader dann weitere Trades in anderen Assets eröffnen oder aber die Position weiter skalieren, was dann jedoch wiederum Auswirkungen auf den Liquidations- und Entry-Preis hat.

Hebel erst nutzen, wenn Position im Profit ist

Diese Strategie geht dann am besten auf, wenn man ein Asset auf jedem Fall und damit egal zu welchem Preis im eigenen Portfolio halten möchte und ohnehin von steigenden Preisen ausgeht. Beispielsweise den Bitcoin: Das Asset hat unabhängig des Preises zahlreiche Vorteile und wir stehen mit Blick auf das ETF-Approval oder das Halving vor einem nächsten Bullenzyklus. Der Trader kauft nun einen Future-Kontrakt auf den Bitcoin ohne Hebel in die Long-Richtung. Korrigiert der Preis nach unten, kann er zusätzliches Geld wie bei einem Sparplan nachschießen, seine Position damit stetig ausbauen und den Durchschnittspreis und somit den Einstiegskurs reduzieren.

Läuft der Trade dann wieder in die Long-Richtung, ist der Trader zum einen mit einer größeren Size im Markt und aufgrund des niedrigeren Einstiegspreises schneller wieder im Profit. Hat sich der Trade dann ein ordentliches Stück vom Einstieg in die positive Richtung entfernt, zieht man den Stoploss in den Profit und kann nun kein Geld mehr verlieren. Danach erhöht man den Hebel und kann Margin abziehen, da man aufgrund des Hebels weniger Kapital vorhalten muss und die Differenz vom Broker zur Verfügung gestellt wird.

Der Liquidationspreis wird immer unterhalb des Einstieges liegen und hat somit keinerlei Bedeutung mehr. Mit dem frei gewordenen Kapital kann man weiter skalieren oder andere Trades eröffnen und abermals so verfahren. Die Hebelwirkung beginnt.

Doch nicht auf jeder Plattform und bei jedem Broker kann man den Hebel nachträglich anpassen. Ein entsprechender Anbieter ist Bitget*, der sechsgrößte Anbieter für Kryptotrading und einer der günstigsten Anbieter für Hebeltrading. Hier können jedoch ausschließlich Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und andere Altcoins gehandelt werden.

Risiken dennoch hoch

Doch frei von Risiko ist diese Strategie natürlich nicht. Zum einen muss der eigene Plan nicht aufgehen und der Kurs kann sich selbst über Wochen und Monate hinweg in die andere Richtung entwickeln, als der Trader eigentlich im Sinn hatte. Durch das regelmäßige Nachkaufen im Verlust, geht er ständig neue Positionen ein, um den durchschnittlichen Einstandspreis zu reduzieren. Er hebelt sich immer mehr in den Verlust, bis er keine Reserven mehr hat.

Hinzu kommt, dass der Broker nicht nur für die Eröffnung und Schließung einer Position Gebühren erhebt, sondern obendrein laufende Kosten – sogenannte Funding Fees – abziehen kann. Selbst ohne Hebel bekommt die Position aufgrund der Haltekosten, die stetig abgezogen werden, einen Liquidationspreis. Je länger ein Trade läuft, desto stärker muss er später in den Profit laufen, um tatsächlich eine Nettorendite erzielen zu können.

Außerdem kommt hinzu, dass der Hebel-Trader stets ein Derivat kauft und niemals das eigentliche Asset. Geht der Broker pleite, sind jegliche Einlagen auf dem Konto oder offene Trades verloren. Es ist kein Sondervermögen wie bei physisch erworbenen Aktien oder ETF-Anteilen vorhanden. Es besteht ein stetiges Plattformrisiko.

Keyfacts

  • Hebel und Margin spielen eng zusammen
  • ein Hebel vergrößert das Gewinn- und Verlustpotential erheblich
  • erst wenn ein Trade im Profit ist, sollte man die Hebelwirkung aktivieren
  • … dann kann man Margin herausnehmen
  • … und weitere Trades eröffnen
  • Risiken bleiben dennoch bestehen
  • nicht auf allen Plattformen möglich
  • Bitget ist empfehlenswert*
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Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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