10. November 2024

Bitcoin only: Kein Staking, Lending und Co. mehr

Inmitten des letzten Krypto-Bullruns und zu einer Zeit, während der es für klassische Anlagen kaum noch Zinsen gab, schauten wir uns notgedrungen nach alternativen Investment-Möglichkeiten um, um Teile unserer Rücklagen vor dem Wertverfall durch die Inflation zu schützen. Schnell stießen wir auf die zahlreichen Möglichkeiten des Stakings, Lendings oder auch des Liquidity Minings. Ein Fehler, wie sich fast drei Jahre später herausstellt – und das in vielerlei Hinsicht.

Vor etwa drei Jahren entschieden wir uns, einen Teil unserer liquiden Rücklagen auf Crypto-Plattformen anzulegen, um dort überwiegend mit sogenannten Stablecoins zusätzliche Rendite einstreichen zu können. Für Inhaber der Jade-Green-Visa-Karte von Crypto.com gab es zweitweise stolze 12 % an Zinsen auf USDC, die wöchentlich ausbezahlt wurden und damit erheblich mehr als bei einer traditionellen Bank. Den vollen Zinssatz gab es jedoch nur, wenn man die Coins wie bei einem Festgeldkonto der Plattform drei Monate lang zur Verfügung stellte. Doch selbst bei flexiblen und täglich verfügbaren Verträgen waren immer noch 8 % APY möglich.

Inzwischen wurden die Zinssätze deutlich nach unten korrigiert. Aktuell sind nur noch bis zu 4 % möglich und das sogar nicht immer auf die volle Anlagesumme. Das ist uns das Währungsrisiko zum US-Dollar und vor allem das Plattformrisiko nicht wert, denn auf einem Tagesgeldkonto gibt es unter Umständen wieder ähnlich hohe Zinssätze und dann sogar mit voller Einlagensicherung.

Verluste möglich, hoher Steueraufwand

Einen weiteren Teil legten wir auf dem Terra-LUNA-Netzwerk an, welches wenige Monate später komplett zusammenbrach und wertlos wurde. Unsere gesamten Einlagen waren plötzlich nichts mehr wert. Weitere Teile steckten wir in andere Coins und Plattformen, um auch deren Anzahl mithilfe von Staking, Lending oder Liquidity Mining kontinuierlich zu vermehren. Das hat zwar gut geklappt, jedoch korrigierte der gesamte Kryptomarkt in den darauffolgenden Monaten erheblich, womit auch hier ein (temporärer) Wertverlust in den Büchern steht.

Ein weiteres, böses Erwachen erfolgte dann bei der Steuererklärung. Jeglicher Zugang an Kryptowährung muss in Deutschland aufwendig über Dienstleister wie Blockpit erfasst und protokolliert werden. Der Wert ermittelt sich dann anhand des Umrechnungskurses zum Zeitpunkt der Transaktion.

Sprich: Wer durch Staking, Lending und Co. Coins und Token erhält, muss sofort deren Euro-Gegenwert für das Finanzamt festhalten. Da wir vom Zinseszins maximal Gebrauch machen wollten, haben wir jeglichen Zufluss regelmäßig erneut angelegt und zu keinem Zeitpunkt Verkäufe getätigt, um etwaige Gewinne zu realisieren. Da der gesamte Kryptomarkt einbrach und sich bis heute nicht wirklich erholt hat, sind die hinterlegten Assets noch immer deutlich weniger wert. Umgerechnet in Euro erhalten wir längst nicht mehr so viele Zinsen wie noch zu Beginn der Anlege.

Das Ende vom Lied: Wir mussten für 2021 Steuern für etwas bezahlen, das wir in diesem Gegenwert ohne eigenes Zutun längst nicht mehr besitzen. Die Coins, welche wir zum damaligen Gegenwert als Zugang angeben mussten, sind inzwischen deutlich im Preis gesunken. Aufgrund der damals vermeintlich hohen Einnahmen hat das Finanzamt außerdem unsere Vorauszahlungen angepasst und nach oben korrigiert. Wir bezahlen also auch noch für etwas im Voraus, das wir längst nicht mehr besitzen. An die damaligen Gewinne werden wir in diesem Jahr ganz sicher nicht mehr herankommen.

Das alles kostet Liquidität, die wir für andere Investitionen hätten nutzen können, um letztendlich mehr Rendite für uns und somit mehr Steuern für die Allgemeinheit hätten erwirtschaften können.

Bitcoin only ist unsere Lösung

Zur hohen Steuerlast, dem doch beträchtlichen Wertverlust und teilweise sogar dem Totalausfall steht zusätzlich entgegen, dass wir inzwischen mehrere tausend Stunden in Bitcoin und dessen Auswirkungen für die Gesellschaft und Umwelt mit all ihren physikalischen und thermodynamischen Begebenheiten gesteckt haben und zu dem Ergebnis gekommen sind: Bitcoin ist das größte Geschenk, an das kein anderer Coin und Token je mehr herankommen wird. Alle anderen Netzwerke lösen keine neuen Probleme und werden oftmals nur dazu genutzt, um andere aus völligem Eigeninteresse abzuziehen. Sie sind purer Scam.

Wir haben daher alle Staking-, Lending- und Liquidity-Mining-Verträge aufgelöst und werden die dazugehörigen Coins und Token im nächsten Bullen-Zyklus verkaufen, bzw. gegen Bitcoin eintauschen. Dann haben wir keine Probleme mehr mit aufwendiger Steuerprotokollierung oder Steuervoraus- und -Nachzahlungen für Werte, die wir eigentlich gar nicht mehr besitzen.

Letzte Aktualisierung am 2024-11-10 at 04:11 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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