Deutsche haben kaum Ersparnisse

Nachdem die Sparbereitschaft der Deutschen während der Pandemie deutlich angewachsen war, weil damals schlichtweg diverse Anlässe zum Geldausgeben weggefallen waren, ist die Zahl derer, die über keinerlei Rücklagen verfügen, zuletzt wieder deutlich angestiegen. Zu diesem Ergebnis kam Anfang Dezember eine Befragung der niederländischen Großbank ING.

Während im letzten Jahr etwa ein Viertel angab, überhaupt Geld für schwierigere Zeiten auf der hohen Kante zu haben, ist die Zahl derjenigen wieder deutlich gestiegen. Rund 30 % der Befragten gab an, über keinerlei Rücklagen zu verfügen. Sie hangeln sich über ihr Gehalt von Monat zu Monat und können somit ungeplante Anschaffungen im Notfall, wie es im Sinne eines Notgroschens zu empfehlen wäre, nicht aus eigenen Mitteln bedienen.

Inflation und geringe Gehälter sind schuld

Grund dafür seien die überwiegend, steigenden Preise für Energie und Lebensmittel und die allgemein steigende Inflation, welche im letzten Jahr erstmals wieder die 10-%-Marke knackte. Jeder achte gab an, dass seine zuvor vorhandenen Ersparnisse dadurch aufgezehrt worden wären. Das entspricht in etwa dem Zuwachs seit Dezember 2020. Mehr als die Hälfte der Betroffenen nannten allerdings ein generell zu niedriges Einkommen als Hauptgrund. Die Deutschen sparen vor allem im gastronomischen Bereich und in der Freizeit, wohingegen bei der Körperpflege Einschränkungen vermieden werden. Erschreckend: Drei von zehn der Umfrageteilnehmer gaben an, keinen einzigen Cent für Bildung auszugeben.

Deutschland, das sich gerne selbst als „das Land der Sparer“ bezeichnet, nimmt diese Stellung schon lange nicht mehr ein. Im Gegenteil: Im europäischen Vergleich mit 13 Ländern ist der Anteil derjenigen am höchsten, die überhaupt keine Ersparnisse besitzen. Nur in Rumänien liegt diese Zahl noch höher. Deutschland schneidet bei dieser Kennzahl über fünf Prozentpunkte im europäischen Vergleich schlecht ab.

Ein Warnsignal für den Wohlstand

Der Ersparnisse der Deutschen stehen unter Druck – das zeigt sich auch mit Blick auf deren Höhe: Zwar ging die Zahl derjenigen nach oben, die mehr als zwölf Nettomonatsgehälter gespart haben, jedoch sank die Zahl derjenigen, die weniger als vier bis sechs oder sieben bis zwölf Netto-Monatsgehälter auf der Seite haben. Weniger als ein Montagsgehalt haben rund 7 % der Sparer.

Das allein sollte als ein Warnsignal angesehen werden. Die Ampel-Regierung versucht derweil mit starken Entlastungsmaßnahmen entgegenzuwirken. Zuletzt war auch die Zahl der Aktionäre rückläufig.

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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