Die Mehrheit hält die Rente für unsicher, kämpft jedoch dagegen

Zum Start dieses Blogs veröffentlichten wir eine umfangreiche Artikelstrecke zum Deutschen Rentensystem. Darin gingen wir nicht nur auf die Funktionsweise der Rentenversicherung ein, sondern zeigten obendrein die Bedeutung der Rentenlücke auf und wie man sie für sich selbst berechnen kann, wiesen aber auch klar auf die drohende Gefahr des demografischen Wandels hin und wünschten uns mehr Transparenz bei den Abrechnungen. Natürlich machten wir konstruktive Verbesserungsvorschläge. Außerdem beschäftigten wir uns mit der Frührente und rechneten vor, wie viel man während seines Arbeitslebens eigentlich verdienen muss, um später 2.000 Euro zu erhalten.

Dass das System kränkelt und langfristig so nicht funktionieren kann, das haben wir seit Anbeginn unserer Arbeiten immer wieder sehr deutlich gemacht. Zu diesem Ergebnis kommen nun immer mehr Deutsche.

Umfrage bestätigt Sorgen um die Rente

Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für die Bild am Sonntag in der letzten Woche zeigte, sind 72 % der Befragten der Meinung, dass die Rente auf lange Sicht eher unsicher sei. Nur noch 21 % halten sie für sicher, während 7 % sich darüber bislang noch gar keine Meinung gebildet haben. Außerdem vertraten 75 % der insgesamt 1.045 befragten Personen die Auffassung, dass die Renten zu niedrig seien. Die große Mehrheit spricht sich mit 83 % dafür aus, dass auch Beamte, Freiberufler und Politiker mit in die allgemeine Rentenversicherung einzahlen sollten, eine Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre befürworten dagegen gerade einmal 8 % – 53 % wollen lieber eine Absenkung.

Das zeigt: Der Mehrheit ist bewusst, dass das bisherige System langfristig nicht funktionieren wird, wünscht sich dennoch mehr Geld im Alter zu erhalten und das am besten noch früher als die meisten heutigen Rentner. Ob sich die Stücke vergrößern lassen, wenn man den Kuchen sowohl auf Seiten der Einzahler, aber später auch auf Seiten der Auszahler aufbläht, ist fraglich. Man zögert das eigentliche Problem lediglich hinaus. Viel schlimmer noch: Die wohl effektivste Möglichkeit über den Kapitalmarkt wird rigoros abgelehnt und sogar bekämpft.

Man kämpft gegen Kapitalanleger

So veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung kürzlich einen Essay, in dem man dazu aufrief, eine „Rück-Umverteilung von oben nach unten“ vorzunehmen, indem man Aktionäre zur Kasse bitte. Diejenigen, die das Problem mit der Rente erkannt und ihre Altersvorsorge selbst in die Hand genommen haben, sollen nun also noch bestraft werden. An der Börse tummeln sich längst nicht nur böse und vermögende Spekulanten, sondern auch zahlreiche Kleinanleger, die sich womöglich von ihrem mehrfach versteuerten Geld durch Konsumverzicht mit kleinen Sparraten kontinuierlich in den Markt einkaufen und so über 30 Jahre selbst von vermeintlich kleinen Summen ein ordentliches Zubrot für ihr Alter ansparen wollen.

Die ursprünglich geplante Aktienrente, welche nun als Generationenkapital kommen wird, musste ebenfalls hart erkämpft werden, ist am Ende jedoch nur ein durch Kompromisse kaputt gemachtes Konstrukt, welches langfristig die oben genannte Wünsche der Bürger nicht erfüllen wird können. Sicher ist mit einer Stabilisierung der Beitragssätze vielen geholfen, jedoch wird man damit nicht die Rentenzahlungen für diejenigen erhöhen, die es eigentlich mit Blick auf ihre Lebensleistung am meisten verdient hätten.

Das Generationenkapital könnte vieles noch verschlimmern

Im Gegenteil: In wenigen Jahren, wenn die Politik die erste Ausschüttung aus dem Generationenkapital vollziehen wird, wird man feststellen, dass der Kenfo-Fonds mit seiner Zielrendite von 4 % und einem Aktienanteil, der sich auf gerade einmal 30 % beläuft, nicht ausgereicht hat. Gerade der linke Flügel in den Parlamenten wird dann den ersten Schritt der Aktienrente als gescheitert ansehen, diesen zurückdrehen wollen und dazu übergehen, es allen Privatanlegern möglichst schwer zu machen. Das Generationenkapital wird der deutschen Aktienkultur langfristig schaden.

Den meisten Deutschen fehlt es einfach am notwendigen Finanzgrundwissen. Dafür muss ein Bewusstsein geschaffen werden. Dafür wurde dieser Blog vor mehr als zwei Jahren ins Leben gerufen.

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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