Die Sparquote ist nicht alles

Zu meinen (bisher) besten Zeiten überwies ich Monat für Monat 850 Euro auf das Verrechnungskonto meines Depots*, um die Sparpläne für meine ETF-Strategie und meine Einzelaktien bedienen zu können – und das obwohl ich kein üppiges Gehalt bekam und mich sogar knapp unter dem Durchschnittsverdienst in Deutschland befand. Ich nutzte zwei Hebel: Zum einen reduzierte ich meine Ausgaben drastisch, zum anderen griff ich auf bestehende Tagesgeld-Rücklagen zurück, um meine Aktienquote während der Niedrigzinsphase langsam aber sicher zu steigern.

Von einer solch hohen Sparquote jenseits der 50 % kann ich inzwischen nur träumen. Ich möchte meine Cashreserven im Sinne des Notgroschens nicht weiter abbauen, zum anderen zwingen mich die gestiegenen Lebenshaltungskosten dazu, die Sparrate zu reduzieren, was zuletzt vor allem der hohen Inflationsrate geschuldet ist.

Vor ein paar Jahren konnte ich meine Sparrate recht einfach steigern, indem ich mittels eines Haushaltsbuches verstärkt auf meine Ausgaben achtete und unnötige schlichtweg reduzierte. Ich stellte wöchentlich einen Speiseplan auf und schrieb mir einen Einkaufszettel, um lediglich die Dinge zu kaufen, die ich wirklich haben wollte, um nicht Impulskäufen zu verfallen. Ich ging weniger häufig in die Bar und schwang das Tanzbein im Nachtclub seltener. Teilweise verzichtete ich sogar auf Urlaubsreisen und schränkte mich bei der Mobilität ein, indem ich mehr zu Fuß erledigte.

Ein gesunder Mittelweg ist der Schlüssel

Irgendwann kam der Wendepunkt: Ich musste für mich feststellen, dass jegliches Sparpotential ausgeschöpft war und ich meine Sparraten nicht mehr aus eigener Kraft erhöhen konnte. Zuletzt ging der frugalistische Sparzwang sogar auf Kosten der Gesundheit und ich begann damit, meine Lebensqualität wieder zu erhöhen und schließlich weniger zu sparen. Ich zog in eine größere Wohnung und gebe wieder mehr Geld für meinen Konsum aus, was vor allem in häufigeren Bar- und Restaurantbesuchen resultiert.

Um meine Sparquote mit Blick auf meine Ziele und die finanzielle Unabhängigkeit wieder erhöhen zu können, muss ich an meiner Einnahmenseite arbeiten. Nur wenn ich es schaffe, mehr zu verdienen, kann ich zumindest absolut gesehen wieder höhere Sparplansummen aufbringen und vielleicht irgendwann wieder an der 1.000-Euro-Marke kratzen. Gerade in Zeiten wie diesen ist es besonders wichtig, bei seinem Arbeitgeber nach einer Gehaltsanpassung zu fragen. Höhere Kosten, die überwiegend durch Dritte verursacht werden, aber auch soziale Experimente der Politik, wie der Abwehrschirm oder gar die drastische Erhöhung des Mindestlohns, zwingen uns auf der langen Bank regelrecht dazu. Ich war dem Mindestlohn noch nie so nahe, wie ich es jetzt bin.

Ich versuche mich aber nicht nur mit einer besseren Leistung, wertvoller für meinen Arbeitgeber zu machen und damit die nächste Gehaltserhöhung zu verdienen, sondern kaufe mir jeden Monat zusätzliches Einkommen. Ich streiche regelmäßig Dividenden ein, habe einen positiven Cashflow im Kryptobereich, was ich alles ohne zu verkonsumieren, stetig reinvestiere und damit langfristig gesehen einen schönen Schneeball ins Rollen bringe. Der Handel mit Futures soll mein Einkommen künftig ebenfalls steigern.

Keyfacts:

  • wer weniger ausgibt, kann mehr sparen
  • irgendwann ist jegliches Sparpotential erschöpft
  • man muss einen guten Mittelweg finden
  • die Einnahmenseite muss ebenfalls erhöht werden
  • … durch Gehaltsanpassungen oder passives Einkommen

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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