Reißerische Überschriften verunsichern Anleger

Risiken von ETF: So riskant ist der MSCI World wirklich“, „Wichtigster ETF strauchelt: Was Anleger JETZT machen sollten mit ihrem Sparplan“ oder „MSCI World: Welt-ETF unter Druck“ – so titelten in den vergangenen Tagen zahlreiche Medien. Was zunächst dramatisch klingt, entpuppt sich als bloßes Clickbaiting, denn die Kernaussagen dieser sehr reißerisch aufgemachten Artikel sind nicht wirklich neu und kommen sogar regelmäßig vor.

So stützen sich die Artikel oftmals darauf, dass der MSCI World in den letzten drei Monaten 8 % seines Wertes verloren hatte. Diese Zahlen lassen sich zwar nicht dementieren, jedoch ist ein solcher Rückgang alles andere als ungewöhnlich oder gar als kritisch anzusehen. Von einer Korrektur im Markt spricht man nach Definition erst dann, wenn sie mindestens 20 % beträgt. Der MSCI World hatte sogar noch nie einen solchen Drawdown und damit einen maximalen Wertverlust seit dem letzten Hoch von mehr als 20 %.

Zudem sind drei Monate bei der Geldanlage alles andere als repräsentativ, denn im Schnitt hat ein breit gestreuter Welt-ETF wie der MSCI World mehr als 7 % Rendite pro Jahr eingefahren und das über Jahrzehnte hinweg. Das sieht man selbst zwei Wochen nach der Veröffentlichung der Artikel, denn in der Zwischenzeit hat der Index das Minus dieses Zeitraums fast schon wieder herausgeholt. In solchen Phasen gilt es als einfach, brav weiter zu sparen. Es gibt etwas mehr Anteile für’s Geld als noch vor ein paar Wochen.

Keine Reform notwendig

Dennoch schreiben einzelne Medien sogar davon, dass der MSCI World reformiert gehöre, weil er ein großes Klumpenrisiko durch eine zu starke USA-Last aufweisen würde. Auch dieser Umstand ist nicht gänzlich wegzudiskutieren, jedoch abermals nicht als kritisch anzusehen. Erst einmal ist dieser Umstand schon seit einigen Jahren bekannt und es wird daher immer wieder empfohlen, einen zusätzlichen ETF – beispielsweise einen für die Schwellenländer – mit in seinen Sparplan aufzunehmen.

Zum anderen haben die im Index gelisteten US-Unternehmen zwar ihr Domizil in den USA, agieren jedoch weltweit. Microsoft erwirtschaftet nur rund 50 % seiner Erlöse in den USA, bei Apple liegt der Anteil sogar bei nur knapp über 30 %. Bei den stärksten Index-Titeln handelt es sich um große Konzerne, die Weltweit tätig sind.

Nicht verunsichern lassen!

Die Artikel sind im Kern zwar korrekt, sinnvoll abgewogen verunsichern solche reißerischen Überschriften jedoch die Anleger und bringen sie womöglich dazu, noch einmal einige Änderungen in ihren Depots vorzunehmen. Der Stratege Carl von Clausewitz sagte einmal: „Der Feind eines guten Plans, ist der Traum von einem perfekten Plan“. Das langfristige Investment in einen breit gestreuten Index ist ein guter Plan. Einfach regelmäßig über Jahrzehnte daran festhalten und fleißig weiter sparen, lautet die Devise. Man muss nicht ständig seine Strategie anpassen. Irgendwer streicht schließlich immer mehr Rendite ein!

Andreas Stegmüller

Ist Gründer und Betreiber dieses Blogs. Hat während seiner mehr als zehnjährigen Redakteurs-Laufbahn schon für mehrere große Medien zu den unterschiedlichsten Themen geschrieben. Die Börse ist seit 2016 seine Leidenschaft.

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